Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 11.09.2018

Chemnitz - Mobsfidel: Niemand hat hier die Absicht, einen Skandal aufzubauen

 
Satirischer Nachschlag

VON WOLFGANG SCHALLER

Das muss doch mal Schluss sein mit Chemnitz. Damals, nach den Krawallen in Rostock, da war doch auch hinterher Schluss. Denn das war kein Mob, der Vietnamesen anzünden wollte. Das waren besorgte Bürger. Und dann in Mölln. Und in Solingen. Fünf verbrannte Türken. Der Kohl ist da nicht hingefahren, weil, hat er gesagt, er mag keinen Beileidstourismus.

Die Politiker waren immer sehr betroffen. Aber dann war Schluss. Und da muss man doch jetzt nicht noch wochenlang nach Chemnitz über Chemnitz reden. Nur wegen der paar Nazis, die angeblich gegrölt haben, der Hitler, sei ihr Fan. Weil sich Fan so schön auf Hooligan reimt. Das geht vorüber. Guckt mal: So hat das auch vor 33 angefangen: Dass ein kleines Häuflein von Nazis gegrölt hat. Das ging doch 45 auch vorüber. Und anschließend hat sich herausgestellt: Niemand war Nazi. Es gab auch keinen großen Diktator Adolf Hitler. Das war Charlie Chaplin. Hätte es damals schon den Verfassungsschutz gegeben, hätte der nachgewiesen, dass der Zweite Weltkrieg nur, ein gefälschtes Video war. Ein Fake.

Es gibt vielleicht auch heute gar keinen Höcke von der AfD, der ein Tausendjähriges Reich haben will und kein Denkmal der Schande. Aber das ist vielleicht gar kein Björn Höcke, das ist Günter Wallraff. Der will prüfen, wie weit man in Deutschland für die rechte Sache kämpfen darf, ohne dass es jemand merkt. Und die bei so einer Rede Jaaa! rufen als wären sie im Berliner Reichs-Sportpalast, Freunde, die darf man nicht einfach verurteilen. Denn auch im Sportpalast, das waren keine Nazis. Es gab auch damals, so viele, die sind hinter den Hitlergrölern nur mitgelaufen.
 
Unser Innenminister hat nach Chemnitz auch gesagt, er wäre .in Chemnitz bestimmt auch mitgelaufen. Denn es gab keine Hetzjagden, hat der Chef vom Verfassungsschütz gesagt. Da kann der Chef nichts dafiür, das liegt an seinem rechten Auge-. Das geht immer zu. Das ist eine Krankheit. Die erwies sich schon als unheilbar bei der NSU. Wenn man auf dem rechten ,Auge schlecht sieht, kann man Herrn Gauland von der AfD auch nicht beobachten. Und vor allem: Die Krankheit ist ansteckend. Als der Verfassungsschützer den, deutschen Innenminister umarmt hat, konnte, der Innenminister plötzlich auch auf dem, rechten Auge schlecht sehen. Da hat er dann vön Asyltourismus gesprochen, und die im Mittelmeer ertrinkenden Flüchtlinge gemeint, die von Schiffen gerettet wurden, was sein Freund Dobrindt Shuttle-service nannte. Und da hat Pegida gleich bei so viel Mutmachern in den Ministersesseln den Flüchtlingen zugerufen: „Absaufen! Absaufen!". Das sind besorgte Bürger.

Die Kanzlerin hat sich ja von Gewalt und Rassismus distanziert. Sie war zwar beim Rockkonzert in Chemnitz nicht dabei, weil sie keine tote Hose ist. Sondern eine Hosenanzug. Und nun muss mal Schluss sein. Es haben ja alle gelernt aus den Vorkommnissei. Es ist doch er schön viel geschehen. Ab heute wird der Verfassungsschutz vom Verfassungsschutz beobachtet. Herr Seehofer befürchtet, dass bei der unchristlichen Ausländerpolitik der Christlichen Union selbst die Nonnen Gürtelrose kriegen und legt sich. einen Afghanen als Hund zu.
 
Die Polizei rüstet ihre Wasserwerfer um, damit die Rohre sich nicht nur nach links drehen lassen. In Dresden haben sich hunderttausend in einer Demo vereint. In der ersten Reihe Schulter an Schulter alle sächsischen Ministerpräsidenten: Kurt Biedenkopf, der bekennt, er habe sich geirrt, als er Sachsen für immun hielt gegen Rechtsextremismus, und Stanislaw Tillich, der bereut, damals Bautzen oder Heidenau oder Freital gegen Gewalt und Hetze nicht Stellung bezogen zu haben, und Michael Kretschmer ruft: Schaut auf Sachsen, wo Nazis nicht an Bäumen wachsen. Die schweigende Mehrheit ruft auf: „Wir sind mehr! Jeder darf sagen, was er denkt, auch die, die dabei gar nicht denken.
 
Wir werden die ,Meinungsfreiheit hüten! Aber wer Hass sät oder ein jüdisches Restaurant angreift,, wird unseren Widerstand ernten. Wer bei uns friedlich Schutz sucht, der sei willkommen. Aber wer mit Messern auf der Straße Leben bedroht, den trifft unser Gesetz. Und wer zu Hause seine Kopftuchgattin verprügelt, weil sie zum Hammel das falsche Ziegenjoghurt gereicht hat, den schicken wir auf die Südroute. Und deri Bierbauchdeutschen, der seine Lockenwicklergattin verprügelt, gleich mit. Gegen jede Gewalt!" Seht wie der Zug von Millionen... Man wird ja mal träumen dürfen. Und nun muss mal Schluss sein..

Unser Kolumnist ist Kabarettist,. Autor und künstlerischer Beirat der Dresdner Herkuleskeule.

Karl Nolle im Webseitentest
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