Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 18.12.2008

Rätselraten über eine Quelle namens „Gemag“

Der Untersuchungsausschuss zum „Sachsen-Sumpf“ hat eine Schlüsselfigur in der Affäre um die Akten des Verfassungsschutzes gehört.
 
Der langjährige Kommissariatsleiter Organisierte Kriminalität bei der Leipziger Polizei, Georg Wehling, hat im „Sachsen-Sumpf“-Untersuchungsausschuss gestern bestritten, dass er die Hauptquelle namens „Gemag“ ist, die dem Verfassungsschutz Informationen über kriminelle Netzwerke geliefert hat.

Erst im Mai 2006 habe ihn der Verfassungsschutz um ein Gespräch gebeten. In einem Gasthaus im Stadtteil Engelsdorf sei es zu einem fünfeinhalbstündigen Treffen am 24. Mai gekommen– „sechs Tage, bevor bei denen die Lichter ausgingen“, so Wehling. Vor und nach dem Gespräch habe er seinen Vorgesetzten informiert. Außerdem habe er nie um Geheimhaltung seiner Aussage gebeten.

40 Treffen mit Polizisten

Kriminalhauptkommissar Wehling war von der Staatsregierung im Zuge der Aufklärung der Aktenaffäre des sächsischen Verfassungsschutzes als Hauptinformant im sogenannten Komplex „AbseitsIII“ bloßgestellt worden. Daraufhin enthob ihn die Spitze des Innenministeriums vom Dienst. Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft Dresden in mehreren Fällen gegen ihn. Mittlerweile weiß Wehling, dass der Verfassungsschutz vor ihm mindesten 40 weitere Treffen mit Beamten aus Polizei und Justiz hatte. Das könne er den Akten entnehmen, die ihm zur Verfügung stehen. Unter den 10000 Seiten seien Treffberichte der Verfassungsschützer und Schaubilder mit Namen, in denen angebliche Netzwerke dargestellt werden.

Wehling erklärte, dass es im Fall des Attentats auf den Manager Klockzin „eine ganze Reihe von Ungereimtheiten“ gegeben habe, aber kein korruptives Netzwerk.

Koalition und Opposition interpretieren die Aussage unterschiedlich. Für die CDU bricht durch den Zeugen die Legende vom „Sachsen-Sumpf“ zusammen. Nach Ansicht der Grünen ist nun die Behauptung nicht länger haltbar, dass Einzelpersonen für die Affäre verantwortlich sind. Mit der Bloßstellung Wehlings rächte sich die Staatsregierung an einem Kritiker, heißt es bei den Linken.
Von Thomas Schade

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