Karl Nolle, MdL

MDR Info, 8:50 Uhr, 13.02.2009

Sonate für Blockflöten und Schalmeien - zur tiefen Verwurzelung der Ost CDU im SED Regime.

Karl Nolle und Michael Kretschmer im Gespräch mit Matthias Reiche, MDR-Info
 
Es ist noch nicht auf dem Markt und macht jetzt schon Furore. Das Thema: Wie gehen CDU Politiker persönlich mit ihrer DDR-Vergangenheit um. Da fallen zum Teil sehr kritische Töne, die auch heftige Reaktionen ausgelöst haben. Der frühere CDU-Innenminister Eggert z.B. spricht von Rufmord und droht mit Klage. Der Autor selbst versteht die Aufregung nicht wie er sagt, Matthias Reiche hat ihn getroffen.

Reiche: Es wird kein Enthüllungsbuch der Inhalt stammt aus Quellen, die jedem zugänglich sind, sagt Autor Karl Nolle. Er hat vor allem nach Daten über sächsische CDU Politiker gesucht, die eine Vergangenheit in der Ost CDU haben.

Nolle: „Und da gibt es eine Reihe von ausgewählten Biografien, von wichtigen Leuten, es gehört natürlich Ministerpräsident Tillich dazu, aber auch solche Leute wie unser Polizeipräsident Merbitz, der zwar kein Blockpartei- aber einen SED Hintergrund hat, sowie Landräte und Bürgermeister und natürlich auch die Kabinettsmitglieder mit Blockparteihintergrund und unsere Parlamentspräsidentin.“

Reiche: Zehntausende CDU Leute hätten einst das DDR System gestützt so wie Karl Nolles Lieblingsfeind Ministerpräsident Stanislaw Tillich.

Nolle: „Er kann doch ganz einfach erklären: jawohl, ich bin einen kommunistischen Elternhaus groß geworden, ich bin als Kommunist erzogen worden, ich habe die Jugendweihe gemacht weil ich die Jugendweihe machen wollte, natürlich bin ich freiwillig gegangen zu den Grenztruppen, weil ich überzeugt war als junger Mann, dass ich das Richtige tue.“

Reiche: Über Stanislav Tillich ist alles bekannt, sagt Michael Kretschmer. Sachsens CDU Generalsekretär kann nicht überrascht sein, dass es im Wahlkampf zu solchen Attacken auf den Ministerpräsidenten kommt, aber prinzipiell sei es unredlich, Menschen nur nach ihrer Vergangenheit zu beurteilen.

Kretschmer „Also das wäre genauso als wenn ich heute jemand sage, du bist, weil du im FDGB warst, hast du das System unterstützt, oder bei den Kampfgruppen oder so etwas. Das ist alles dummes Zeug. Das ist doch gar nicht mehr entscheidend. Wir sind jetzt 20 Jahre nach der friedlichen Revolution und 20 Jahre danach muss ich doch jedem zugestehen, dass er sich auch weiterentwickelt hat.“

Reiche: Außerdem sollte nur wer in der in der DDR gelebt habe, über die Lebenswege der Ostdeutschen urteilen dürfen glaubt Sachsens CDU-Generalsekretär. Für ihn gehört das Buch zu einer Kampagne, aber die Rechnung werde nicht aufgehen, weil der Autor keine Ahnung habe von der deutschen demokratischen Realität.

Kretschmer „Die DDR war eine Diktatur, und ich bin froh das sie zu Ende ist, aber ich habe doch kein Groll auf dieses Land und die überwiegende Mehrheit wollte einfach ihr Leben leben, weil sie ja nicht wusste, dass die DDR zu Ende geht. Wer jetzt versucht diese Leute runterzumachen in diesem Fall ist es mal die CDU in der DDR, der wird damit scheitern eben weil es als pauschaler Vorwurf an die Menschen in den neuen Ländern und in Sachsen verstanden wird, die einfach in der DDR ihr Leben gelebt haben.“

Reiche: Er befasse sich nicht mit den Ostdeutschen sondern nur mit einigen CDU Politikern hält SPD Mann Nolle dagegen und auch ein Urteil wolle er nicht fällen.

Nolle: „Ich kritisiere nicht, was sie damals in der DDR gemacht haben, das ist jedem seine Sache, mich interessiert nicht, ob jemand Opfer oder Täter ist, in diesem Fall, sondern mich interessiert nur die Frage, wie geht er heute mit seiner damaligen Biografie um. Ist er bereit, Transparenz zu schaffen, die Fragen zu seiner Biografie zu beantworten,sodaß sich jeder ein Bild machen kann oder ist er das nicht." (die gesendete Fassung meiner Antwort lautet dagegen sehr verkürzt: Es geht nicht um das was sie damals getan haben, sondern darum wie sie heute damit umgehen.)

Reiche: Defizite beim Umgang mit der Vergangenheit auch bei seinen Parteifreunden will Karl Nolle nicht bestreiten doch würden die eben auch heute nicht die Zusammenarbeit mit den Linken so verteufeln. Möglich ist, dass nicht wenige Ostdeutsche Nolles Buch als einen weiteren Versuch sehen, die moralische Überlegenheit des Westens zu dokumentieren. Aber es könnte auch eine politische Debatte befördert werden. Was dem Buch im so genannten Superwahljahr zu einer gewissen Brisanz verhilft.

Karl Nolle im Webseitentest
der Landtagsabgeordneten: