Karl Nolle, MdL

SAX Dresdner Stadtmagazin Nr. 6/2015, 01.06.2015

Regierungskoalition mit letzter Kraft beschlossen - Rente mit 63 und 1000 Euro mehr ...

 
SAX- INTRO

Wie fast alle Dresdner habe ich natürlich nichts gegen Ausländer, wirklich nicht, warum denn auch, aber zu viele Fremdwörter sind mir dann doch nicht ganz geheuer. Mir ist der Umgang mit ihnen einfach zu schwierig und verwirrend. Das Wort Separation zum Beispiel, klar, das bedeutet Abgrenzung, aber, so behauptet jedenfalls mein Fremdwörterbuch, es kann auch für Flurbereinigung stehen, also etwa für das törichte Wegbaggern des Elbradweges.
 
Aber ist die dafür verantwortliche Architektin nun eine Separatorin oder eine Separatistin? Das Wort Separatoren tritt gern in Verbindung mit Fleisch auf und stinkt dann gewaltig zum Himmel, man erinnert sich sofort an BSE, während man bei Separatisten gleich an finstere Typen in Tarnanzügen und mit Kalaschnikows denken muss, in beiden Fällen wittert man, wahrscheinlich nur, weil man sich mit Fremdwörtern nicht richtig auskennt, gleich einen Skandal.

Dabei ist vielleicht alles ganz harmlos. Auch beim Separatorenfleisch, wo eine Masse aus zerkleinerten Knochen und maschinell abgeschabten Fleischresten durch einen Fleischwolf gepresst wird, so dass man nachher Gut und Böse kaum noch voneinander unterscheiden kann. Wenn man da geeignete Selektoren hätte, die aus dem anfallenden Mischmasch relevante Informationen filtern könnten!
 
Bei Daten wird das vom Bundesnachrichtendienst im Auftrag der NSA doch längst erfolgreich praktiziert. Leider wusste von der Regierung niemand davon, ihre Erinnerung ist zumindest selektiv. Hat also BSE etwas mit BND zu tun? Ich sag's ja, die Sache ist verwirrend, und man muss sich nicht wundern, dass bei so viel Semantik die Schweißdrüsen gehörig zur Sekretion übergehen.

Ob ihrer ungewöhnlich anstrengenden Tätigkeit regelmäßig ins Schwitzen kommen sicher auch die Abgeordneten des Sächsischen Landtags. Besonders auf einer ihrer Sitzungen im Mai, und das so sehr, dass die Gefahr bestand, das Fleisch könne ihnen irgendwann auch ohne Separatoren von den Knochen fallen, wenn sie, ja wenn sie nicht rechtzeitig in Rente gehen könnten — und so gelang es den Abgeordneten der Regierungskoalition nur mit letzter Kraft, sich zur namentlichen Abstimmung über die Neuregelung der Diäten zu schleppen. Neuregelungen dieser Art freilich folgen einem alten Schema: Diäten oder Aufwandspauschale rauf, Renteneintrittsalter runter. Wir wollen uns hier nicht um Zahlen streiten, eine Rente ab 60 wäre denkbar und sicher angemessen gewesen, aber 63 reicht auch, um die Politiker in der Rentenfrage von der Allgemeinheit zu separieren und ganz nebenbei einen Schlag gegen die Wutbürger von Pegida zu führen, indem man die verhassten Politiker rechtzeitig aus der Schusslinie nimmt. »So geht sächsisch« heißt die Standortkampagne des Freistaates, und genau so
ist es auch: So geht sächsisch!

WONNE