Karl Nolle, MdL

Tagesschau, 20.00 Uhr, 24.06.2001

Dresden: Herausforderer Roßberg wird neuer Oberbürgermeister

Er wurde im zweiten Durchgang mit 47 Prozent der Stimmen gewählt. Amtsinhaber Herbert Wagner (CDU) musste mit 40 Prozent eine klare Niederlage hinnehmen.
 
Der FDP-Politiker Ingolf Roßberg ist neuer Oberbürgermeister von Dresden. Er wurde im zweiten Durchgang mit 47 Prozent der Stimmen gewählt. Amtsinhaber Herbert Wagner (CDU) musste mit 40 Prozent eine klare Niederlage hinnehmen.

Wagner hatte den Amtsverlust noch vor Abschluss der Stimmauszählung eingeräumt: "Es ist eine bittere Niederlage". Er habe nicht damit gerechnet, dass der Abstand zu Roßberg so groß werde.

Bereits vor zwei Wochen hatte Roßberg, der von SPD, Grünen und PDS unterstützt wird, knapp vor Wagner gelegen. Weil niemand die absolute Mehrheit erreichte, wurde ein zweiter Wahlgang nötig. Der neue Oberbürgermeister ist gebürtiger Dresdner und war von 1990 bis 1994 Stadtentwicklungsdezernent in der sächsischen Landeshauptstadt. Danach ging er bis 2000 als Erster Bürgermeister nach Radebeul, bevor er als Dezernent nach Wuppertal wechselte.

Der letzte Dresdner SED-Oberbürgermeister Wolfgang Berghofer, der überraschend ebenfalls kandidiert hatte, kam auf 12,2 Prozent der Stimmen.

Oberbürgermeisterwahlen auch in Zwickau und Hoyerswerda

Bei der Oberbürgermeister-Stichwahl im westsächsischen Zwickau setzte sich nach Angaben des Statistischen Landesamtes der CDU-Bewerber Dietmar Vettermann durch. Zwickau ist damit die letzte kreisfreie Stadt in Sachsen, in der die CDU das Stadtoberhaupt stellt. In Hoyerswerda wurde Amtsinhaber Horst-Dieter Brähmig von der PDS für weitere sieben Jahre als Oberbürgermeister im Amt bestätigt.

SPD stellt drei Landräte

Bei der Landratswahl im Kreis Leipziger Land verlor die CDU ihren Posten. Die SPD-Kandidatin Petra Köpping kam auf über 72 Prozent der Stimmen, CDU-Amtsinhaber Werner Dieck unterlag mit gut 24 Prozent. von der CDU. Der ursprüngliche CDU-Kandidat Rolf Galisch war nach seiner Niederlage im ersten Durchgang nicht mehr angetreten.

In den Kreisen Annaberg und Freiberg gingen der CDU die Landratsposten ebenfalls verloren. Im Landkreis Annaberg muss Amtsinhaber Wilfried Oettel (CDU) seinen Platz an Jürgen Förster vom Bürgerforum abtreten. Förster erreichte 52,1 Prozent der Stimmen, Oettel kam auf 47,9. Im ersten Wahlgang hatte Oettel noch vorn gelegen. Im Landkreis Freiberg eroberte Volker Uhlig von der Allianz unabhängiger Wähler mit 64 Prozent der Stimmen den Landratssessel.

Insgesamt wurden am Sonntag in drei Landkreisen und 54 Städten und Gemeinden Neuwahlen abgehalten, weil es im ersten Durchgang keine absoluten Mehrheiten gab. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern sieht das sächsische Wahlrecht für diesen Fall keine Stichwahl, sondern einen neuen Urnengang vor, bei dem dann die einfache Mehrheit zum Sieg reicht.

CDU setzte sich in 14 von 18 Landkreisen durch

Aus der ersten Runde der Landrats- und Bürgermeisterwahlen am 10. Juni war die CDU als klarer Sieger hervorgegangen. In 14 von 18 Landkreisen gewannen die von der CDU nominierten Kandidaten. Zudem setzten sich bei den Bürgermeisterwahlen 153 CDU-Kandidaten durch. Die Wahlbeteiligung war vor allem in den großen Städten deutlich unter den Erwartungen geblieben.