Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 18.01.2002

Pressestimmen

Zeitungskommentatoren fällen vernichtendes Urteil
 
Biedenkopfs Abschied - die Kommentatoren fast aller deutschen Tageszeitungen fällen ein vernichtendes Urteil über Bikos letztes Kapitel. Einzig die „Freie Presse" Chemnitz singt unbeirrt ein Klagelied auf den alten „König Kurt". Die Pressestimmen:


Aachener Zeitung
„Wie viele Große ist er letztlich an Selbstbeherrschung gescheitert. Am Schluss tanzte nur noch der IKEA-Geschäftsführer, nicht aber mehr die eigene Partei nach seiner Nase. Die Dienstfahrt ist zu Ende."


Stuttgarter Nachrichten
„Am Ende seiner Laufbahn wirkt der Landesvater starrsinnig und überfordert. Der Wechsel in Sachsen kommt zur richtigen Zeit."


Wetzlarer Neue Zeitung
„Biedenkopf hat die Bodenhaftung verloren. Deshalb bleiben Kratzer an seinem Lack. Schade."


Neue OZ
„Verbittert und verbissen - diese Form seiner Rücktrittsankündigung hätte sich Kurt Biedenkopf besser erspart. Der Regierungschef, der so Großes für den Freistaat Sachsen geleistet hat, wählte für seine Begründung ein viel zu kleines Karo, das weder seinem Intellekt noch den Verpflichtungen gegenüber seiner Partei entsprach."


Nordkurier
„Nun wird Biedenkopf wenigstens im heraufziehenden Bundestagswahlkampf keine Belastung für seine Partei darstellen. Allein dies dürfte eine bittere Erkenntnis sein für einen Mann, der mit zunehmender Regentschaft den Sinn für Unrecht verloren hatte."


Ostthüringer Zeitung
„Hätte Biedenkopf nicht erst gestern, sondern schon 2000, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, den Rücktritt erklärt, von den Tränen des Volkes wäre die Elbe übergelaufen. Nun aber geht Biedenkopf, weil er gehen musste."


Stuttgarter Zeitung
„Wie viele bedeutende Männer verschloss Biedenkopf die Augen vor der Realität und glaubte sich
unantastbar. Nun beugt er sich der Kraft des Faktischen - im Zorn und zu spät."


Offenbach-Post
„Biedenkopf hat, wie der Alt-Kanzler auch, sich selbst und sein Denkmal quasi eigenhändig vom Sockel gestoßen."


Süddeutsche Zeitung
„Für Biedenkopf lässt sich nach dem gestrigen Mittwoch schon jetzt sagen, dass er einen erschreckend destruktiven Abschied hingelegt hat - eine für ihn würdelose Politik der verbrannten Erde gegenüber seiner CDU und gegenüber Sachsen."


Neue Westfälische
„Die Sachsen hätten ihrem Ministerpräsidenten jedenfalls einen langen roten Teppich ausgerollt, wenn er sich nur rechtzeitig zur Rückkehr ins Privatleben entschlossen hätte."


Saarbrückener Zeitung
„Die eigene Machtvollkommenheit ließ Biedenkopf stolpern. So ist das bei Patriarchen, wenn sie vergessen, rechtzeitig loszulassen."


Sächsische Zeitung
„Bei allem Verständnis für persönliche Verletzungen und Kränkungen, die der Ministerpräsident empfindet, zeugt sein zorniges Reden gegen Milbradt, Teile der Partei und der Fraktion von einem verblüffenden Mangel an Souveränität und Weitsicht. Die sächsische Union hat er damit in eine schwere Krise gestürzt."


Dresdner Neueste Nachrichten
„Das Dresdner Rücktrittszenario zeigt, wie sehr der Ministerpräsident inzwischen vom Vorzeigepolitiker zum Problemfall geworden ist. In Sachsen: Wo der CDU-interne Machtkampf kaum noch Regierungsarbeit möglich macht. Im Bund: Wo sich Unionskandidat Stoiber keinen ostdeutschen Nebenkriegsschauplatz leisten kann. So gibt es jetzt ein Ende mit Schrecken, aber wenigstens überhaupt ein Ende des unwürdigen Dresdner Spektakels."


Frankfurter Rundschau
„Biedenkopf hat all jene bestätigt, die in ihm immer einen kalten Verstellungskünstler sahen, einen arroganten Egozentriker, maßlos, eitel und ohne ein Fünkchen Selbstkritik. Was konnte Biedenkopf herrlich an Kohl herummeckern: Ein Altbauer sei er, der nichts abtreten wollte und so weiter. Biedenkopfs Abgang ist viel trauriger. Er zündet lieber seinen Hof an, als ihn dem ungeliebten Milbradt zu überlassen. Ein Fazit hat Biedenkopf vor einem Jahr selbst gezogen, nicht über sich, aber auf ihn trifft es zu: Ein hervorragender Fachmann, aber ein miserabler Politiker.“


Freie Presse
„Die CDU muss sich entscheiden: Will sie Milbradt und seinen Möchtegerns hinauf an die Karrierespitze helfen? Dann wird sie 2004 die Quittung bekommen und von Rot-Rot abgelöst. Oder will sie nach der einzigartigen Ära Biedenkopf den fälligen Generationswechsel zu den Vierzigjährigen vollziehen? Dann hätte sie sogar die Auswahl zwischen zwei geeigneten Kandidaten: Thomas de Maiziere und Stanislaw Tillich. Und Biedenkopf könnte seinen Wählern guten Gewissens zusichern, dass die junge Generation sein Werk fortsetzen wird."

(Dresdner Morgenpost)