Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 20.01.2002

Kurt Biedenkopf will sich nicht mehr einmischen

Nachfolge im höchsten Amt Sachsens
 
DRESDEN. Der Rücktrittstermin ist genannt, Biedenkopf politisch nur noch lahme Ente. Prompt schnappen erste „Wadenbeißer" nach dem waidwunden König.

Die erste Salve feuerte jetzt Ex-Justizminister Steffen Heitmann ab. Biedenkopf, glaubt Heitmann, verfolge in den nächsten drei Monaten nur ein Ziel: den Landesvorsitzenden Georg Milbradt als Nachfolger zu verhindern. Biedenkopf selbst bestreitet das. An einer Nachfolge-Diskussion, so Biedenkopf in einem Interview, werde er sich nicht mehr beteiligen. Der Noch-Ministerpräsident wörtlich: „Weder offen noch verdeckt."

Doch Heitmann, bis Sommer 2000 selbst im Kabinett Biedenkopf, legt noch einen drauf. Eine „tiefe Verletztheit" über die Wahl Milbradts zum Parteichef will er beim Landesvater entdeckt haben. Diese Verletztheit sei auch der Grund für Biedenkopfs scharfe Abrechnung mit Teilen der CDU.

Kritik übte der frühere Minister auch an Biedenkopfs Umgang mit seinen Kabinettskollegen. Nur solange die Position des Ministerpräsidenten unangetastet blieb, sei die Atmosphäre im Kabinett offen gewesen. Bei kontroversen Diskussionen, so Heitmann, wurde der Umgang dagegen schwierig. Die solide Arbeit seiner Minister habe Biedenkopf nicht immer genügend honoriert.

Unterdessen kündigte der Ministerpräsident an, nach seinem Rücktritt (18. April) erst in die USA und dann nach Süddeutschland zu fahren. Natürlich mit Ingrid. Ob und wann die beiden nach Sachsen zurückkehren, ließ „König Kurt" aber offen.
(Dresdner Morgenpost)