Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 07.11.2000

"Wie Egon Krenz und Margot Honecker"

SPD lehnt W. Berghofer als gemeinsamen Kandidaten ab/ Kein anderer parteiloser Bewerber in Sicht
 
DRESDEN. Der Traum vom gemeinsamen, unabhängigen Kandidaten der linken Parteien gegen den Amtsinhaber Oberbürgermeister Herbert Wagner (CDU) ist ausgeträumt. Das Tuch zwischen SPD und PDS in Dresden ist zerschnitten, und auch die Grünen sind zur Zeit auf Distanz.
Der Grund: Es gibt bisher nur einen möglichen parteilosen Bewerber um das Amt, und das ist Wolfgang Berghofer. Mit dem könnte aber offenbar nur die PDS leben, die Grünen und die SPD lehnen ihn kategorisch ab.
Der designierte Kandidat der SPD, der Landtagsabgeordnete Karl Nolle, will auf seine Bewerbung auch dann nicht verzichten, wenn Berghofer antritt. Und wie es die PDS am Sonntag forderte, als sie seinen Rückzug zur Bedingung für weitere Gespräche über einen gemeinsamen Herausforderer Wagners machte. Gleichzeitig hatte die PDS mit ihrer Bundestagsabgeordneten Christine Ostrowski als Konsequenz auf Nolles Bewerbung auch eine eigene Kandidatin ins Spiel gebracht.
„Die SPD wird Berghofer nicht unterstützen“, sagt Nolle. „Das ist in der Partei nicht durchzusetzen.“ Berghofer sei ein Mann von vorgestern, und Ostrowski eine Frau von gestern. „Egon Krenz und Margot Honecker wären auch keine Alternativen für Dresden“, polterte er. „Der einzige Kandidat, der für etwas Neues steht, ist Nolle.“
Er sehe Anzeichen in der PDS, dass sie eine Bürgerinitiative bilden werde, um Berghofer im Wahlkampf eine Plattform zu verschaffen. Die heftigen Reaktionen der PDS gegen ihn deutete er dahin, dass sie ein gemeinsames Wahlbündnis in Wahrheit gar nicht wolle. „Die SPD soll jetzt als schwarzer Peter dafür herhalten, dass das Bündnis nicht zustande kommt“, klagte Nolle. „Wir wollen eine Mehrheit gegen die CDU. Die PDS redet aber nur von einem Bündnis, sie aber hat noch keinen Namen eines Kandidaten zu nennen.“
Nolle bekam inzwischen Rückendeckung vom SPD-Unterbezirk (UB) Dresden-Elbe-Röder. „Karl Nolle war unser Kandidat, er ist unser Kandidat und er wird unser Kandidat bleiben“, sagt die UB-Vorsitzende, die Landtagsabgeordnete Marlies Volkmer. Angesichts der PDS-Klausur vom Wochenende (SZ berichtete) werde der Stadtausschuss der Dresdner Sozialdemokraten am Donnerstag in einer Sondersitzung darüber befinden, ob man unter diesen Vorraussetzungen das Angebot für ein Wahlbündnis aufrecht erhalten kann.
Die möglichen PDS-Bewerberin Ostrowski reagierte gelassen auf den Angriff Nolles. „Der soll ruhig weiter so etwas sagen, das nützt uns nur“, sagte die frühere PDS-Stadtchefin Dresdens. Berghofer sei der aussichtsreichste Kandidat gegen Wagner, der auf Stimmen aus allen politischen Lagern rechnen könne. Die PDS denke gar nicht daran, eine Bürgerinitiative für seinen Wahlkampf zu organisieren.
Zu ihrer eigenen Kandidatur wollte sich Ostrowski noch nicht festlegen. „Alles zu seiner Zeit“, sagt sie. „Wenn Berghofer antritt, haben wir eine neue Lage, dann müssen wir eben neu diskutieren.“
Die endgültige Entscheidung fälle der Delegiertenparteitag im Februar 2001. (SZ/les)