Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 08.10.2004

Ehemaliger Wehrsportchef kauft Rittergut Sahlis

 
Kohren-Sahlis. Kaum ist ein neuer Eigentümer für das Rittergut Sahlis gefunden, sorgt dessen Name für Unruhe: Karl-Heinz Hoffmann. Er gründete 1973 die gleichnamige bislang größte militante Wehrsportgruppe der Bundesrepublik, die Anfang 1980 verboten wurde. Hoffmann ist 1986 zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden. Wegen guter Führung kam er 1989 auf freien Fuß.

Der inzwischen 67-jährige erwarb Anfang 2004 in Sahlis das sechs Hektar große Gelände mit Herrenhaus und Stallungen vom Nürnberger Albert Krisell. Dessen Ambitionen, hier mit Mittelalterspektakeln für Leben und nötige Sanierungsmittel zu sorgen, scheiterten.

Von Berufs wegen befasse Hoffmann sich damit, als "Generalübernehmer im Kundenauftrag" historische Gebäude zu restaurieren, ließ er auf Nachfrage unserer Zeitung wissen. "Mein Anliegen ist, dieses Kulturdenkmal vor dem völligen Zerfall zu bewahren." Zu diesem Zweck schuf Hofmann sogar eine Kulturstiftung Rittergut-Schloss Sahlis und hofft auf Fördergeld.

Angesichts der braunen Vergangenheit Hofmanns verfolgen einige Kohrener die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Sie befürchten, dass ein Treff rechtsextremer Kräfte entstehen könnte. Dem hält Hoffmann entgegen: "Ich betätige mich seit langem nicht mehr politisch und werde das auch in der Töpferstadt oder der Region nicht tun."

"Ich bin entsetzt, wenn ich daran denke, was sich hier entwickeln könnte", quittierte gestern hingegen Landrätin Petra Köpping die Neuigkeit. "Wenn im Rittergut Sahlis wirklich ein rechter Treff entstünde, wäre das ein wahnsinniger Image-Verlust nicht nur für die Stadt, sondern das Kohrener Land und den gesamten Landkreis. Es würde unseren Bemühungen, Investoren gerade für den Südraum des Kreises zu interessieren, bestimmt einen herben Dämpfer versetzen."

Bernd Merbitz, Chef der Polizeidirektion Grimma, sagte, dass bei Hoffmann in der Tat derzeit "keine politischen Aktivitäten" nachweisbar seien. "Wir werden aber wegen seiner Vergangenheit ein Auge auf ihn haben und auf das, was er in Sahlis veranstaltet." Bürgermeister Konrad Steglich findet die Aktivitäten, das Kulturdenkmal zu retten, begrüßenswert. "Man muss ja Menschen auch zubilligen, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen", meint das Stadtoberhaupt.
Thomas Lang