Karl Nolle, MdL

BILD-Zeitung Dresden, 09.04.2001

Schmeißt Biedenkopf hin?

Intrigen gegen Sachsens Ministerpräsidenten
 
DRESDEN. Wie lang macht Sach-sens CDU-Ministerpräsident Kurt Bieden-kopf (71) das Regieren noch Spaß? Immer neue Gerüchte über den feudalen Lebensstil des MP auf Kosten der Steuerzahler werden ge-streut.

Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Focus" rücken inzwischen sogar Parteifreunde von ihm ab. In Dresden fragen sich viele Beobachter: Wann schmeißt Biedenkopf hin?
Regierungssprecher Michael Sagurna sieht parteiinterne Gegner Biedenkopfs am Werk, die den Regierungschef zermürben wollten. Ziel sei es, „dass er irgendwann sagt: Macht euren Dreck alleene."

Gestern, beim Empfang zum 70. Geburtstag seiner Frau Ingrid, gab er sich kämpferisch. Seine Frau habe „viel Gutes getan für unser Land", betonte Biedenkopf demonstrativ. Zur Kritik an der privaten Nutzung von staatlichem Dienstpersonal verlor er jedoch kein Wort. Die Biedenkopfs, so der Vorwurf, ließen beim Land angestellte Putzfrauen oder Gärtner auch privat für sich arbeiten, ohne dafür zu bezahlen. Außerdem zahlten sie eine viel zu geringe Miete für die 155 Quadratmeter große Wohnung in einer landeseigenen Dresdner Luxusvilla. „König Kurt" (und seine Frau) haben mit ihrem teils feudalen Regierungsstil viele gegen sich aufgebracht, zahlreiche Minister kurzerhand geschasst, ehe sie dem MP gefährlich werden konnten.

Auch bei der Bundes-CDU findet Dauer-Querkopf Biedenkopf kaum noch Verbündete. Von Parteichefin Angela Merkel etwa gab es bisher kein unterstützendes Wort in der „Putzfrauen-Affäre". Zu oft hat sich Biedenkopf gegen die Parteilinie aufgelehnt.

Zum Abschalten fliegt Sachsens Landesvater heute erst mal mit Gattin Ingrid in die USA. Für drei lange Wochen. Biedenkopfs First-Classflug wird übrigens erst einmal vom Steuerzahler ausgelegt. Seine Gesprächspartner sind in den USA unter anderen Ex-Außenminister Henry Kissinger und Filmregisseur Steven Spielberg („E. T."). Eine der Stationen der halbdienstlichen Reise als Ministerpräsident und amtierender Vizevorsitzender des Bundesrats, auf der ihn Ehefrau Ingrid begleitet: das schicke „Biltmore"-Hotel in Los Angeles (288 Mark pro Person und Nacht). Die Reise, so Regierungssprecher Sagurna gestern gegenüber BILD, werde später nach privaten und dienstlichen Belangen getrennt abgerechnet.


Seine Gegenspieler in der Sachsen CDU:

1993 Bundespräsidenten Kandidat der CDU: Ex-Justizminister Steffen Heitmann (56). Nervte Biedenkopf mit strikt konservativem Kurs, strauchelte über „Datenschutzaffäre".

Galt als Kronprinz des Sachsen-MP: Ex-Fianzminister Georg Milbradt (56). Fiel aber bei „Biko"-Ehefrau Ingrid in Ungnade. Februar 2001: Entlassung. Weiter hin im Landtag.

Bis 1995 Innen-minister in Dresden: Heinz Eggert (54). Stürzt über Gerüchte, er habe Mitarbeiter sexuell belästigt. jetzt TV-Moderator bei ntv und Abgeordneter.

Ehefrau Ingrid
Er kennt seine zweite Frau Ingrid (69) aus Kindertagen in Schkopau und Leipzig. Noch 30 Jahren trafen sie sich wieder, heirateten 1979. „Engelchen" (so Bikos Spitzname für Ingrid) ist seine wichtigste Beraterin, hat quasi Tag und Nacht auf ihn Einfluss. Insider sa-gen, sie sei auch an der Entlassung von Finanzminister Georg Milbradt (56) schuld.
(D. SCHLÜTER und H: J. VEHLEWAL)

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