BILD-Zeitung Dresden, 03.04.2001
König Kurt und sein Hofstaat
So läuft es in den anderen Ländern
DRESDEN. „Ungehöriger Luxus" - so bezeichnet die sächsische FDP die Bewirtschaftung der Dienstvilla von MP Kurt Biedenkopf auf Staatskosten. Am Dienstsitz von „König Kurt", offiziell Gästehaus des Landes, arbeiten u.a. ein Koch, Gärtner und eine Putzfrau.
Die Villa auf der Schevenstraße, sie dient als Gästehaus der Landesregierung. Doch auch „König" Kurt Biedenkopf (71) und Frau Ingrid (69) wohnen dort - zur Miete!
„Insgesamt fünf Vollzeit- und eine Halbtagskraft bewirtschaften das Gästehaus", so Regierungssprecher Michael Sagurna (45). Bezahlt wird die „Dienerschaft" von der Staatskanzlei. Kosten in diesem Jahr: 300.000 Mark. Begründung: „Dort gibt es häufig Gespräche, z.B, mit Investoren. Sie kommen als Gäste der Landesregierung, werden entsprechend bewirtet", sagt Sagurna. Dann sorgt der Koch für Gast und den Hausherrn.
Die SPD im Landtag will nun prüfen lassen, in wieweit das Personal auch in der Privatwohnung der Biedenkopfs arbeitet.
FDP-Chef Holqer Zastrow (32) spricht von „Verschwendung" und „hofstaatlicher Selbstverständlichkeit". „Wir leisten uns Dinge, die sich selbst reichere Länder im Westen nicht leisten." BILD fragte dort nach:
Rheinland-Pfalz: „MP Kurt Beck (52, SPD) wohnt privat, hat kein persönliches Personal", so Mitarbeiter Christoph Charlier (47). Das Land betreibt ein Gästehaus, bezahlt ein Hausmeister Ehepaar.
Baden-Württemberg: Bei den Schwaben geht es sparsam zu. Landesvater Erwin Teufel wohnt in seinem Privathaus, hat dort keine Bediensteten. Auch eine Gästevilla gibts nicht. „Gäste wohnen bei uns im Hotel", so die Staatskanzlei.
Auch in Thüringen wohnt der MP in einer Privatwohnung. „Persönliches Personal wie Putzfrau oder Wäscherin zahlt er selbst", sagt ein Sprecher.
Bayern: „Der MP wohnt ganz normal privat, hat kein vom Staat bezahltes Personal", so Bernhard Schwab (40) von der Pressestelle der Staatskanzlei. Der Anspruch auf Dienstwohnungen wurde aus dem Gesetz gestrichen.
