Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 05.04.2001

Es geht nicht um die Wurst

Kommentar von Peter Rzepus
 
DRESDEN. Die CDU-Fraktion rotiert. Flugs werden die Begriffe Neid, Diffamierung und Kampagne wütend zu einem Brei verrührt, der allen hartnäckig wie wohl auch unziemlich Nachfragenden in Sachen Biedenkopf Augen, Ohren und Hirn verkleistern soll. Solch reflexhafte Reaktionen kennt man sonst nur von Helmut Kohl in ähnlichen Lebenslagen.

Die Ministerien rotieren. Jetzt sprudeln plötzlich Antworten per Fax in die Redaktionen, zu denen man die bereits vor Tagen vergeblich an die gleiche Adresse gerichteten Fragen schon fast vergessen hatte. Da ist der Druck wohl inzwischen so hoch, dass der Deckel nicht mehr hält.

Der Hofstaat rotiert. Da verweist der Chef der Staatskanzlei, Georg Brüggen, auf den nur zur Hälfte ausgeschöpften „Verfügungsfonds" des Ministerpräsidenten und auf die unbezahlte tätige Mithilfe von dessen Frau. Beides schön und gut, wollte nur niemand wissen.

Dafür schweigt er sich zu Putzfrau, Koch, Hausmeister, Gärtner, Chauffeur und Dienstmädchen genauso aus wie Regierungssprecher Michael Sagurna. Der bürstete Nachfragen mit dem Satz ab: „Wir werden uns nicht vorrechnen, ob das Ehepaar Biedenkopf seine Wurstscheiben privat oder öffentlich gegessen hat."

Meine Güte! Spricht der jetzt schon selbst im Pluralis Majestatis? Oder tut er das als Medium des „Königs"? Oder will er damit nur schlicht sagen, dass bei Hofe solche Kleinigkeiten nicht gezählt werden? Recht so! Das ist auch wirklich völlig Wurscht!

Ob rund 12 Mark Warmmiete ein Neidauslöser sein können, sollte die CDU vielleicht einmal Mieter fragen, die mit einem Bruchteil des Einkommens von Kurt Biedenkopf in der Platte nicht weniger berappen müssen.

Um das auch gleich klar zu sagen: Kurt Biedenkopf ist jede Mark wert, die er als Ministerpräsident bekommt. Sein Einkommen wird ihm in Sachsen deshalb wohl niemand neiden. Es geht um das höfische Drumherum seiner Lebens- und Amtsführung.

Berichte darüber werden übrigens nicht deshalb automatisch zu Diffamierungen, weil es um Biedenkopf geht. Und wenn viele Gleiches berichten, wird daraus nicht automatisch eine Kampagne. Es zeigt nur, dass viele die gleichen Probleme sehen bis auf die CDU. Klar.

Karl Nolle im Webseitentest
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