Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 08.12.2001

Biedenkopf entdeckt die Möglichkeiten

Wie Sachsens Ministerpräsident beim Möbelhaus Ikea 15 Prozent Rabatt aushandelte
 
Dresden. "Rabatt? Nein, das gibt es bei uns grundsätzlich nicht. Für niemanden, nirgendwo", so die Auskunft der Ikea-Zentrale. Schließlich sei das schwedische Möbelhaus, das mit dem Motto "Entdecke die Möglichkeiten" wirbt, besonders preisgünstig. Die Auskunft galt bis vergangenen Dienstag. Denn da gelang Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) das Unmögliche.

Nach Ende des CDU-Parteitages ging der 71-Jährige mit Frau Gemahlin zum Möbelkauf nach Dresden-Kaditz. 880 Mark (450 Euro) war der Preis der Möbel. Doch dem Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen und seiner Frau war das zu viel. Sie fragten nach einem Rabatt. Den wollte die Kassiererin nicht gewähren. Denn bei Ikea gebe es keinen Rabatt, die Preise seien scharf kalkuliert, ein Spielraum ausgeschlossen. Doch das Ehepaar Biedenkopf bestand auf einer Vergünstigung. Das Rabattgesetz erlaube schließlich das Handeln.

Ein eherner Grundsatz und eine Abweichung

Da fragte die Kassiererin die Oberkassiererin. Und die fragte beim Kundenservice nach. Irgendjemand gab dann dem Drängen nach. Schließlich wuchs die Schlange an der Kasse und mit ihr die Unzufriedenheit der anderen Kunden. Ikea gewährte dem Ministerpräsidenten schließlich 15 Prozent Rabatt, genau 132 D-Mark (67,50 Euro). In Bar bekam der Ministerpräsident das Geld an der Kasse für Mitarbeiter ausbezahlt.

In der Zentrale von Ikea bestätigt eine Sprecherin den Vorgang. Ein einziges Mal sei man vom ehernen Grundsatz abgewichen, keinen Rabatt zu geben. "In Sachsen-Anhalt war das wohl. Oder warten Sie. Nein. In unserem Haus in Dresden ist das geschehen." Es entspreche überhaupt nicht den Gepflogenheiten des Hauses, Prominenten einen Rabatt zu gewähren. Aber ein Mitarbeiter habe falsch entschieden. So etwas werde nicht wieder vorkommen, sagt die Sprecherin. Man solle jedoch verstehen, dass die Mitarbeiter nervös gewesen seien, als der Ministerpräsident persönlich vor ihnen gestanden habe.

Auch dem Geschäftsführer in Dresden ist die ganze Sache peinlich. "Bei uns wird jeder Kunde gleich behandelt, egal wer es ist. Politik hat bei Ikea nichts zu suchen", sagt er. Aber die Sache sei nun einmal passiert.

Die Staatskanzlei wollte am Freitag zu dem Vorgang keinen Kommentar abgeben: "Das ist selbstverständlich eine Privatangelegenheit des Ministerpräsidenten", sagte Biedenkopfs Sprecher Hartmut Häckel. (SZ)

Karl Nolle im Webseitentest
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