Karl Nolle, MdL

Agenturen dpa-sn, 10:52 Uhr, 30.12.2001

Biedenkopf zur WamS: Ich klebe nicht am Ministerpräsidenten-Sessel

 
Dresden (dpa/sn) - Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) hat Spekulationen um einen raschen Rückzug aus seinem Amt selbst Auftrieb gegeben. «Die Dinge nähern sich einem Punkt, an dem man sich fragt, ob das alles noch Sinn macht. Ich werde in den nächsten Wochen darüber nachdenken und mich mit Freunden beraten, wie man erreichen kann, dass sich unser Sachsen weiter so gut entwickelt», sagte Biedenkopf in einem Interview mit der «Welt am Sonntag». Man sollte eine solche Aufgabe nicht länger machen, als man es selbst für nötig halte. Er habe noch eine Menge anderer Dinge vor: «Ich klebe nicht am Ministerpräsidenten-Sessel. Ich wollte eigentlich schon 1999 aufhören.»

Angesichts der Vorwürfe wegen Begünstigungen räumte Biedenkopf Fehler ein: «Sicher haben wir auch Fehler gemacht. Ich hätte mich wohl mehr um die Einzelheiten kümmern müssen. Aber es ist eine unglaubliche Boshaftigkeit, wie jetzt eine Meute über meine Frau herfällt. Das ist Rufmord», verteidigte der 71-jährige Regierungschef seine Ehefrau Ingrid, die sich in dem Interview gegen den Vorwurf des Geizes wehrt. «Ich habe ein gutes Gewissen. Was ich gemacht habe, habe ich für andere Menschen getan.» Auch künftig wolle sie nach Rabatten fragen.

Das Ehepaar Biedenkopf war zuletzt wegen eines sonst unüblichen Rabattes beim schwedischen Möbelhaus Ikea in die Schlagzeilen geraten. Seitdem wird über einen raschen Rücktritt des Ministerpräsidenten spekuliert. Ursprünglich wollte er erst nach der Bundeswahl 2002 das Amt abgeben.

Indirekt ließ Biedenkopf auch durchblicken, dass er nach seinem Rücktritt Dresden verlassen wird. Ihm gefalle es am Chiemsee sehr gut, sagte er. Unlängst hatte der Regierungschef in einem Gespräch mit dpa über Pläne für die «Zeit danach» gesprochen. Als erstes wolle er die vergangenen 10 Jahre auswerten und sich dabei vor allem dem Transformationsprozess widmen. Ein weiteres Buchprojekt beziehe sich auf die Folgen der demographischen Entwicklung. Auch mit Vorträgen will Biedenkopf im gesellschaftlichen Leben präsent bleiben.

Wer auf persönliche Reflexionen Biedenkopfs wartet, dürfte gleichfalls auf seine Kosten kommen. «Wenn man älter wird, hat man ja auch mal private Interessen. Ich würde gern meine Tagebücher aufarbeiten», sagte der Politiker. Band eins ist bereits erschienen, 19 weitere gilt es erstmal zu bearbeiten. «Am letzten Band arbeite ich gerade. Er hat schon 350 Seiten», verriet er vorab.

dpa/sn su yysn gj
301052 Dez 01

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