Karl Nolle, MdL

Frankfurter Rundschau, 03.01.2002

Wirklich ungeniert

Kurt und Ingrid Biedenkopf machen sich langsam aber sicher zum Gespött der Leute
 
Vielleicht ist es ja wirklich so: Ist der Ruf erst ruiniert, dann lebt es sich ganz ungeniert. Dann gibt man Interviews, so wie Kurt und Ingrid Biedenkopf, bei deren Lektüre jeder sich fragt: Sind Sachsens Ministerpräsident und seine Frau noch Teil unserer Welt?

Wie kann Ingrid Biedenkopf ernsthaft darüber klagen, dass Ministerpräsidentengattinnen kein Gehalt bekommen? Reichen die 200.000 Euro des Gatten nicht? Offensichtlich haben die beiden völlig vergessen, wo sie leben: in Sachsen, 400.000 Arbeitslose, mit Landstrichen bald ohne Jugendliche, weil die im Westen auf Jobsuche sind. Mit Gegenden, in denen man mit vier bis fünf Euro Stundenlohn auskommen muss. Und da jammert die betuchte Landesmutter, sie müsse "haushalten". Wirklich ungeniert. Auch dass sich die beiden als Wohltäter aufführen, wobei sie die gespendeten Rabatte doch immer anderen abluchsten. Merken sie nicht, dass sie sich zum Gespött der Leute gemacht haben?

Und dann dieses ewige Gejammer, Biedenkopf habe vor seiner Sachsen-Zeit als Anwalt viel mehr verdient. Ständig diese unterschwellige Forderung ans Sachsenvolk: Seid uns dankbar! Gerade so, als wäre Biedenkopfs phänomenaler Wiederaufstieg als Politiker ein Notopfer für Sachsen gewesen. Andersherum wird ein Schuh draus. Vor 1990 war Biedenkopf politisch am Ende. In Sachsen hat er seine besten Jahre als Politiker erlebt, große Wahlsiege gefeiert und ungeahnte Popularität erlangt. Seine andere Glanzzeit als CDU-Generalsekretär unter Helmut Kohl war kurz. Seine Jahre in der nordrhein-westfälischen CDU eine Tragödie.
(Von Bernhard Honnigfort)

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