Karl Nolle, MdL

BILD-Zeitung Dresden, 17.01.2002

Arbeitstier und Finanzgenie!

Das ist der Mann der Biko beerben will
 
Sachsens neuer CDU-Chef Georg Milbradt (56) will unbedingt an die Macht: „Das klare Votum auf dem letzten Landesparteitag sehe ich als Verpflichtung, mich um das Amt des sächsischen Ministerpräsidenten zu bewerben!" Aber: Wird er es auch?

Noch Biedenkopfs zornigem Rücktritt gestern ist klar: Der König hat seinem ungeliebten Thronfolger den Krieg erklärt. Schon vor einem Jahr wollte Biedenkopf Milbradt politisch erledigen. Er nannte Ihn einen "miserablen Politiker", feuerte ihn als Finanzminister.

Doch das Finanzgenie machte Biedenkopf einen Strich durch die Rechnung. Der Todgesagte sammelte die Partei hinter sich, wurde am 15. September 2001 in Glauchau zum CDU-Landesvorsitzenden gewählt. Dank seiner cleveren Strategie: Kein Wort der Kritik an den Übervater Biedenkopf. Das gilt in Sachsen noch immer als Hochverrat. Dafür musste Milbradt in den letzten Monaten bittere Pillen schlucken. Erst wollte Biedenkopf ihn in seine Affären reinziehen. Dann mochte die halbe Ministerriege Stimmung gegen ihn. Die wohl hässlichste Attacke ritt Biko gestern in seiner Rücktrittserklärung.

Doch Milbradt hielt still. Er zeigte Nerven, verkniff sich jedes böse Wort und setzte sein Pokerface auf. Auch gestern. Der studierte Volkswirt, Jurist und Mathematiker (verheiratet zwei Kinder) hält getreu der Bibel nach jedem Schlag die andere Wange hin.

Fast möchte man Mitleid haben. Doch der Sauerländer ist auch ein Machtmensch, der eisern verfolgt, was er will. In dem Punkt ist er Biedenkopf sehr ähnlich. Fest steht: Behält er bis zum 18. April die Nerven, ist Milbradt als Ministerpräsident nicht mehr zu verhindern. Gleichwohl wird Biedenkopf alles daran setzen, genau dies zu tun.

Die nächsten Wochen werden in Sachsen sehr spannend.
(BILD)

Karl Nolle im Webseitentest
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