Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 19.01.2002

Auto-manisch oder "Was macht ein abtretender Ministerpräsident mit einem neuen Dienstwagen?"

Kommentar von Gunnar Saft
 
WAS macht eigentlich ein Ministerpräsident, der nur noch drei Monate im Amt ist? Richtig, der freut sich über einen neuen Dienstwagen. Kurt Biedenkopfs jüngste Nobelkarosse - ein Mercedes S 600 L- lässt die Herzen aller Autofans höher schlagen: Fünf-Gang-Automatik, zwölf Zylinder, 367 PS und innen feines Nappa-Leder zum Draufsetzen. Zwar sorgt die Spezialpanzerung dafür, dass das 3,4 Tonnen schwere Gefährt nur für vier Personen zugelassen ist. Trotzdem sieht man den Premier derzeit äußerst zufrieden in dem laut Werksangaben "tektik-grauen" Wagen durch Dresden schaukeln. Natürlich sorgt so viel Luxus für Neider. "Wir sollten aufpassen, dass er das Auto im April hier lässt und nicht zum Chiemsee mitnimmt", wird zurzeit im Landtag böse gegiftet.

DIE Sorge scheint nicht ganz unbegründet. So will sich Biedenkopf partout nirgendwo von dem Wagen trennen. Selbst als er kürzlich nach Brüssel flog, schickte die Dresdner Staatskanzlei die Limousine samt Fahrer schon mal vor. Dadurch konnte der Ministerpräsident gleich nach der Landung in Belgien in sein vertrautes Dienstgefährt umsteigen statt in einen schnöden Audi A 6, den die sächsische Landesvertretung vor Ort zur Verfügung stellen wollte. Ideen haben die Leute!

VERFÜHREN ließ sich aber nicht nur der Premier. Auch Innenminister Klaus Hardraht wurde abtrünnig und wechselte vom alten Audi zum neuen 7er BMW. Das hatte Folgen. Als Hardraht über die neue Monatspauschale informiert wurde, die er für Privatfahrten zahlen muss, soll er kurz nach Luft geschnappt, haben. Die wurde vorschriftgemäß prozentual zum Wert des Wagens berechnet.

EINEN neuen Wagen, hat auch SPD-Chefin Constanze Krehl. Doch SPD-Fraktionschef Thomas Jurk, mit, dem sie sich regelmäßig Kraftproben liefert, wird sie selbst damit nicht überholen: Krehls eisblauer Audi A 4 ist langsamer als Jurks silberner Audi A 6. Auch sonst änderte sich nichts. Beim jüngsten Streit der, beiden Spitzen-Sozis um vorgezogene Neuwahlen musste sich Krehl erneut geschlagen geben. Jurks Meinung ist jetzt auch ihre Meinung. In der SPD kommentiert man die Niederlage hämisch. Frau Krehl solle es doch einmal auf anderen Gebieten probieren, heißt es. Vielleicht kann sie ja besser einparken?
(Gunnar Saft)

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