Karl Nolle, MdL

MORGENPOST Dresden, 02.02.2002

So funktionierte das System Biedenkopf

Zum 18. April tritt Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) zurück. Ein Buch zu seinem Abgang ist ab heute auf dem Markt.
 
DRESDEN – „Eigentlich schreibe ich lieber Gedichte"; sagt der Autor Michael Bartsch (48). Seit 1989, berichtet er als freier Journalist ein bisschen über Politik und viel aus dem Bereich Kultur. Für Biedenkopf stellte er 1992 einmal eine Liste von Argumenten zum Solidarpakt zusammen.

Trotzdem ist sein 236-Seiten-Werk alles andere als eine Jubelgeschichte. Der Titel lässt es schon ahnen: „Das System Biedenkopf". Im Untertitel geht es gleich zur Sache: „Der Hof Staat Sachsen und seine braven Untertanen" heißt es da.

Auf keinen Fall wolle er nachtreten, versicherte Bartsch Aber Distanz müsse sein. Es gehe ihm nämlich darum, ob die elfjährige Regierungszeit auch das demokratische Bewusstsein im Freistaat gefördert habe: „Das muss ich eigentlich verneinen." Der intellektuelle Ministerpräsident habe sieh zu sehr in die Rolle des „Königs oder Landesvaters" begeben.

Verleger Frank Schumann von der Berliner Edition Ost nennt das Werk eine Fallstudie: „Ehrbare Demokraten, wenn sie in den Mantel der Macht schlüpfen, werden mitunter zu Despoten." Wesentliche Stütze dazu sei eine allzu unkritische Umgebung „von Leuten, die davon profitieren".

Die Idee zu dem Report entstand im vorigen Frühjahr, als Biedenkopf wegen seiner Miet- und Putzfrauenaffäre wochenlang in den Schlagzeilen der deutschen Presse stand. Es ist Zufall, aber passt zur Entwicklung, dass das Buch in der Druckerei des SPD-Abgeordneten Karl Nolle hergestellt wurde.
(Von Stefan Rössel)

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