Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 16.02.2002

Ingrids "Kummerkasten" stirbt - ein Nachruf

 
DRESDEN. Eine Ära geht zu Ende, und mit ihr geht Ingrid Biedenkopf - zumindest aus der Staatskanzlei. Der Ministerpräsidenten-Gattin liebstes Kind, das Bürgerbüro, soll nach sieben langen Jahren abgewickelt werden, so lautet jene Dresdner Meldung, die uns traurig stimmt. Und was als Trost gedacht sein könnte, ist allemal das Schlimmste: Das Büro stirbt nicht allein, sondern just an jenem Tag, an dem auch Kurt Hans Biedenkopf, ihr Mann, den Sachsen Thron verlässt.

Warum nur?, wird sich manch einer im Freistaat fragen, ist das Büro doch bundesweit einmalig und Ersatz bei weitem nicht in Sicht. Zwar gab es oft Genörgel von Opposition und Datenschützer Thomas Giesen. Die sahen Rechtsbeugungen und viele Dinge mehr, wo doch nur geholfen werden sollte. Doch das ist lange her, was bleibt, sind Trennungsschmerz und viele Fragen: Wer soll nun jene 2500 Bürger betreuen, die jährlich und per Post in "Sachsens Kummerkasten" ihre Hoffnung setzten? Wer dürfte noch ein Ohr frei haben für Sorgen aller Art, wenn Ingrid Biedenkopf gegangen ist?

Natürlich, in anderen Ländern ist das, was Sachsen blüht, längst gang und gäbe. Da gibt es Bürgerbeauftragte, Petitionsausschüsse und ähnlich garstige Instanzen mit Büro und Faxanschluss. Doch das, was wirklich zählt, die Ahnung von persönlicher Betreuung, wird fehlen. Und uns beschleicht die bittere Erkenntnis: Mit dem Ende des Büros von Ingrid Biedenkopf wird Sachsen endgültig normal und demokratisch - was Georg Milbradt, des Königs ungeliebter Prinz, schon seit geraumer Zeit verkündet.

Damit freilich stirbt auch die letzte aller Hoffnungen: Ein Büro Frau Milbradt dürfte es nicht geben. Denn diese hat als Professorin allemal genug zu tun.
(von Jürgen Kochinke)

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