BILD-Zeitung, 27.02.2001
Die Paunsdorf-Akten
Was lief da nachts im Ministerium?
DRESDEN. Der Untersuchungsausschuss des Landtages um das Paunsdorf-Center – jetzt soll ein weiterer hochkarätiger Zeuge aussagen: Dr. Michael Muster, ehemaliger Abteilungsleiter im Finanzministerium. Denn Ausschussmitglied
Karl Nolle (55, SPD) hat einen brisanten Tipp bekommen.
Nolle: „Ich habe erfahren, dass Dr. Muster oft nachts im Finanzministerium gewesen ist. Will sicher gehen, dass dort nicht eventuell Verträge manipuliert wurden.“ Muster war maßgeblich an den Verträgen zwischen Investor Heinz Barth (75) und dem Freistaat beteiligt.
Der Tippgeber für die nächtlichen Aktivitäten: Ein hoher Regierungsangestellter, der anonym bleiben möchte. Nolle: „Das macht es unverzichtbar, Dr. Muster als Zeugen im Ausschuss zu vernehmen.“
Dr. André Hahn (37, PDS), stellvertretender Vorsitzender des Untersuchungsausschusses: „Ein ungeheuerlicher Verdacht. Dass muss gründlich geprüft werden!“
Dr. Michael Muster (52) dazu: „Natürlich war ich nachts manchmal im Finanzministerium. Aber lediglich um zu arbeiten, nicht um Akten zu manipulieren. Dieser Verdacht ist völlig aus der Luft gegriffen!“
Muster geriet 1994 in die Schlagzeilen. Er hatte damals ein Grundstück in bester Lage in Moritzburg für nur 100 Mark pro Quadratmeter vom Freistaat gekauft. Üblich wären 350 bis 400 Mark pro Quadratmeter.
Inzwischen wurde Muster vom Finanz- zum Wirtschaftsministerium versetzt.
(Andreas Harlass)
