BILD-Zeitung, 28.02.2001
Paunsdorf-Akten verschwunden?
Milbradt: Ich kann es nicht ausschließen
DRESDEN. Die Haare raspelkurz und gut gelaunt: So trat Ex-Finanzminister Georg Milbradt (55, CDU) vor den Untersuchungsausschuss des Landtages.
Gleich zu Beginn konfrontierte Ausschuss-Vizechef André Hahn (37, PDS) Milbradt mit der aktuellen BILD-Ausgabe. Hahn: „Was sagen Sie zu dem Bericht in der BILD-Zeitung, dass in Ihrem Ministerium Akten manipuliert oder gestohlen worden sein können. Schließen Sie das aus?“ Milbradt: „Ich halte es für unwahrscheinlich, kann es aber auch nicht ausschließen...“
Sein früherer Abteilungsleiter Dr. Michael Muster (52) war ob seiner häufigen nächtlichen Aktivitäten im Ministerium ins Zwielicht geraten.“ Darum beantragten Ausschuss-Mitglied
Karl Nolle (55, SPD) und Hahn, dass Muster vorgeladen wird und Stellung beziehen muss.
Außerdem tauchten obendrein Listen im Landtag auf, nach denen Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (71, CDU) mindestens 13 Mal den Privatjet seines langjährigen Freundes Heinz Barth (75) genutzt haben soll. Biko wurde danach sogar mehrfach in Dresden abgeholt. Unter anderem nach Köln in die Heimatstadt seines Freundes. Pikant: Ein Teil der Flüge fand Anfang der 90er-Jahre statt. Genau zu der Zeit, als Barth dem Freistaat die Vermietungs-Bedingungen zum Paunsdorf-Center diktierte.
Milbradt konnte sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Herr Barth hatte die Angewohnheit, sich wegen jeder Kleinigkeit an Herrn Biedenkopf persönlich zu wenden. Bis hin zu Lästigkeit...“
(Andreas Harlass)
