Dresdner Morgenpost, 12.06.2001
Erlösung versäumt
Kommentar von Stefan Rössel
DRESDEN. Dass bei Wahlen die Person oft wichtiger ist als alle Programme, führte bisher Ministerpräsident Kurt Biedenkopf in der Landespolitik vor. Im Kommunalen gilt das noch viel mehr. Da wirken Landräte und Bürgermeister fast wie zum Anfassen. Je kleiner der Ort, desto hautnäher.
In Sachsen scheint auch die Gewohnheit besonders zu zählen. Das mag erklären, weshalb im Kreis Torgau-Oschatz der bisherige CDU-Landrat Robert Schöpp wieder gewählt wurde, obwohl die CDU ihn mit einem anderen Kandidaten abschießen wollte. In Meißen kann OB Pohlack trotz alter Affären mit dem neuen CDU-Kandidaten Wildenauer mithalten. In Zwickau oder dem Leipziger Land bringt der Kandidatenwechsel die Konkurrenz voran.
Das gefällt Biedenkopf: Die CDU-Ergebnisse waren gut, wo es keinen Streit gab, glaubt er. Aber anderswo gelang der parteiinterne Wechsel mit Nutzen für die CDU. Es liegt wohl auch an der Entschlossenheit, mit der er vollzogen wird.
Das gilt auch für Dresden. Über Jahre wurde OB Herbert Wagner selbst aus der CDU kritisiert! Aber keiner hat es in die Hand genommen, ihn in Freundschaft und mit klarer Linie von dem Genörgel zu erlösen.
(Stefan Rössel)
