Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 21.06.2001

Briefe beweisen heftiges PDS-Werben um Berghofer

Ostrowski im Januar: "Du bist der Beste"
 
DRESDEN. Wenige Tage vor der OP-Wahl sind Briefe aufgetaucht, mit denen PDS-Stadträtin- Christine Ostrowski Wolfgang Berghofer zu einer Kandidatur aufgefordert hat. „Du bist der Beste. Ich weiß es, die Mehrheit der Dresdner weiß es. Erkläre Dich", heißt es in einem Schreiben vom 11. Januar. "Du hast es in der Hand, Geschichte zu schreiben. Die Chance dafür ist einmalig und so groß wie nie." Bereits im November 2000 hatte Ostrowski an einen Berghofer-Mitarbeiter geschrieben, dass sie noch vor einer Erklärung Berghofers selbst kandidieren wolle und vor dem ersten Wahlgang zurückziehe, um Berghofer keine Stimmen wegzunehmen. „Ich hoffe", schrieb sie, "wir kommen damit Ihren Wünschen bzw. Befürchtungen (PDS-Nähe vermeiden) weitgehend entgegen." Im April, kurz vor dem PDS-Parteitag, ging Berghofer eine e-mail zu, in der Parteichef Schrader sagt: „Alle Welt weiß, dass wir Berghofer wollen, weil er der einzige ist, der echte Siegchancen hat. Andererseits nimmt der Druck auf uns zu, uns zu Roßberg zu bekennen."

Berghofer, der nun im zweiten Wahlgang antritt, erklärt zu den Briefen: „Wenn ich mich auf das Spiel eingelassen hätte, wäre ich jederzeit von der PDS politisch erpressbar gewesen. Außerdem hätte man mich mit einem PDS-Mandat im Rücken sofort deutschlandweit in der Luft zerrissen."

Christine Ostrowski verweist darauf, dass die Briefe geschrieben wurden, als von Ingolf Roßberg noch gar nicht die Rede war. „Dass Berghofer jetzt doch antritt, ist ein abgekartetes Spiel, bei dem mich nicht mal wundert, dass die Schreiben plötzlich auftauchen", sagt sie. „Was da hochkommt, das sind ja glatte MfS-Methoden." Für Ostrowski ist Berghofer durch. „Er hatte uns versprochen, Anfang 2001 anzutreten", sagt sie. "Am 23: Dezember wollte er eine Pressekonferenz abhalten und eine ganzseitige Anzeige in der Zeitung schalten." Berghofer habe die Dresdner ein Jahr lang veralbert. Ostrowski: "Nun will er die Stimmen der PDS, ohne mit uns etwas zu tun zu haben. Das ist unseriös."
(SZ)

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