Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 25.06.2001

Roßberg fordert CDU zur Mitarbeit auf

Die Fans des Siegers feiern bis in den Morgen / Wagner zeigt sich als fairer Verlierer
 
DRESDEN. OB Herbert Wagner (CDU) muss nach elf Jahren das Rathaus verlassen. Am 1. August übernimmt sein ehemaliger Stadtentwicklungs-Dezernent Ingolf Roßberg (FDP) das Amt des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt.

"Na, brauchen Sie einen Schnaps?", fragte der Bündnisgrüne Andreas Jahnel den CDU-Fraktionschef Michael Grötsch, als klar war, wohin die Reise geht. Um die 1 000 Menschen verfolgten gestern auf den Monitoren im Rathaus die Auszählung der Nachwahl. Der Union blieb nur ein Minuten-Triumph: 18.07 Uhr stand es 67 zu 19 Prozent für Amtsinhaber Herbert Wagner (CDU) - das Ergebnis des ersten Briefwahlbezirks. Dann schmolz der Vorsprung, bis Ingolf Roßberg mit mehr als sieben Prozentpunkten führte. In der Neustadt kam er auf über 70 Prozent.
Wagner fiel das Reden sichtlich schwer, als er um 18.45 Uhr mit seiner Frau Pia ans Mikro trat. Er sprach von einer bitteren Niederlage und wünschte Roßberg eine glückliche Hand für Dresden. Auch CDU-Kreischef Dieter Reinfried war enttäuscht. "Wir hatten gehofft, dass der erste Wahlgang und das Antreten Berghofers deutlich mehr Bürger an die Wahlurnen treibt." Die Union will ab heute nach Ursachen für die Niederlageforschen. "An der Partei kann es nicht gelegen haben", sagt Fraktionschef Grötsch.

Kandidat Wolfgang Berghofer, klar abgeschlagen auf dem dritten Platz, kam nicht ins Rathaus. Um 19.20 Uhr traf Roßberg unter Jubelgeschrei ein. Ihn hatte das Ergebnis zu Hause erreicht. Danach musste er erst mal duschen. Seine Gegenkandidatin in der ersten Wahl, Friederike Beier, fiel ihm sogar um den Hals. Auch die Verlierer gratulierten. "Ich fordere die CDU auf mitzutun und gemeinsam um das Wohl der Stadt zu kämpfen", sagte der Wahlsieger. In Victory-Pose zeigte er sich diesmal nicht. "Ich weiß, dass jetzt die Arbeit erst anfängt", sagte Roßberg.

Ähnlich sehen das die ihn unterstützenden Parteien. "Das Wahlergebnis muss ein Zeichen für den Stadtrat sein, die Grabenkämpfe zu beenden", sagte PDS-Fraktionschef Ronald Weckesser. "Ansonsten werden wir uns künftig nur gegenseitig blockieren."

Die Wahlparty der Roßberg-Fans dauerte bis in den Morgen. 500 Liter Bier flossen. Der Imbiss gegenüber den Wahlkampfbüro verbuchte den Umsatz seines Lebens.
(Katrin Saft)

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