Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 05.01.2001

Nolle geht, ein großes Fragezeichen bleibt

Opposition sucht verzweifelt nach aussichtsreichem gemeinsamen OB-Kandidaten
 
DRESDEN. Nachdem SPD-Mann Karl Nolle seine OB-Kandidatur zurückzog, sollen die gescheiterten Verhandlungen um einen Bündniskandidaten wieder aufgenommen werden.
Der Rückzug von Karl Nolle aus dem OB-Wahlkampf hat in Dresden weniger Häme, denn Erleichterung ausgelöst. "Der Schritt war überfällig", sagt Christine Ostrowski, die für die PDS als OB kandidieren will. Nolle sei chancenlos gewesen. "Endlich kehrt er auf den Boden der Realität zurück", erklärt FDP-Landeschef Holger Zastrow. "Respekt", meint Grünen-Sprecherin Eva Jähnigen. "Jetzt ist erstmals der Weg zu einem gemeinsamen Bündniskandidaten frei."
Tatsächlich will die SPD nun ihre Parteiinteressen deutlich zurücknehmen. "Wir gehen nächste Woche auf die Oppositions-Parteien zu", sagt Stadtvorstands-Chef René Vits. Man könne sich auch einen Kandidaten vorstellen, der kein SPD-Buch besitze. Ein Riesenfortschritt, wollte doch SPD-Mann Nolle anfangs nicht mal in einem zweiten Wahlgang einem besseren Oppositionskandidaten den Vortritt lassen.
Wie der gemeinsame Kandidat heißen soll, darüber freilich wird nach wie vor gerätselt. "Wir suchen auch außerhalb von Dresden weiter", sagt SPD-Unterbezirkschefin Marlies Volkmer, die Nolle unterstützt hatte. Allerdings seien erstmal PDS und Grüne am Zug.
Die PDS beteuert zwar Gesprächsbereitschaft, räumt aber ein, dass sie keinen aussichtsreichen parteilosen Kandidaten finde. "Deshalb bleiben wir bei unserem Bündnis-Vorschlag Christine Ostrowski", sagt selbige. Da wiederum spielt die SPD nicht mit. Und auch die Grünen halten Ostrowski, die am 3. Februar von der PDS-Delegiertenversammlung nominiert werden soll, für chancenlos. "Auch sie sollte ihre Kandidatur zurückziehen", fordert Sprecherin Jähnigen. Einen eigenen unabhängigen Bewerber haben auch die Grünen nicht.
Bleibt der virtuelle Kandidat Wolfgang Berghofer, den offiziell sowohl Ostrowski, als auch Volkmer und Jähnigen ablehnen. "Berghofer würde nicht integrieren, sondern Dresden spalten", sagt Jähnigen. Deshalb müsse die PDS endlich ihr undurchsichtiges Spiel mit ihm beenden. "Wir können nicht über ein Phantom diskutieren", sagt SPD-Unterbezirkschefin Volkmer.
Von SPD-Mann Reinhard Martin, der parteiintern gegen Nolle antreten wollte, redet unterdessen keiner mehr. Die SPD sagte den für morgen geplanten Nominierungsparteitag kurzerhand ab. "Komisches Demokratieverständnis", moniert SPD-Mitglied Siegmar Baumgärtel. Denn Martin, Chef der Aufbaugesellschaft Prager Straße, will auf Empfehlung seines Ortsvereins nach wie vor für den OB-Posten kandidieren. "Für uns ist er kein Bündniskandidat", sagt Volkmer.
Alle Hoffnung richtet sich nun auf die Bürgerinitiative "OB für Dresden", die seit mehreren Wochen Vorschläge aus der Bevölkerung sammelt. "Wir haben eine kleine Findungskommission gebildet, die bereits mit möglichen Kandidaten spricht", sagt Mitglied Christiane Filius-Jehne. "Namen wollen wir noch nicht nennen - damit es nicht wieder einen designierten Kandidaten gibt, der gar keiner ist."
(Katrin Saft)

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