Karl Nolle, MdL

DNN, 12.01.2001

Wieder einer weg: Stüdemann will es nicht machen

"Keine Kandidatur - und kein Kommentar"
 
DRESDEN. Wieder einer weg: Stüdemann will es nicht machen "Keine Kandidatur - und kein Kommentar" Die Artikel waren geschrieben, die Parteiengespräche für den nächsten Tag festgelegt, als abends um halb acht der Anruf aus Dortmund kam: "Keine Kandidatur - und kein Kommentar". Mehr mochte Jörg Stüdemann, früher hier, jetzt dort Kulturdezernent, zum Ende von Spekulationen um seine Rückkehr nicht sagen.
Es hatte tagsüber anders ausgesehen: Im Haus der Begegnung war bei der PDS zügig erkennbar, dass man sich auf Stüdemann als OB-Kandidat eines Bündnisses einigen könnte. Dazu aber müsse er der Partei erst einmal selbst sagen, dass er wirklich antreten will. "Ein Phantomkandidat in der Stadt reicht", sagte PDS-Stadtverbands-Chef Michael Schrader und erwartete ein "eindeutiges Signal". Als es am Abend kam, war bereits für den nächsten Morgen ein Treffen mit SPD, Grünen und der Bürgerinitiative "OB für Dresden" mit dem zentralen Thema Stüdemann angesetzt. "Daraus wird wohl jetzt nichts", meinte Schrader. Man werde dennoch zusammensitzen und sehen, was nun zu machen sei.
Wie Schrader hatte auch SPD-Unterbezirks-Chefin Marlies Volkmer am Vortag noch nicht recht glauben mögen, dass Stüdemann tatsächlich wieder zur Verfügung stehen könnte. Entsprechende Hoffnungen hatte er wieder keimen lassen, als er am Mittwoch einer Kandidatur ausdrücklich keine Absage erteilte. Für Volkmer kam das "Nein" gestern Abend überraschend - umso mehr, weil sie eine halbe Stunde zuvor offenbar noch mit einem hochrangigen Parteimann gesprochen hatte. "Wir haben uns ja zum Glück noch nicht so klar zu ihm geäußert wie die Grünen."
Volkmer hatte zuvor nach einem Gespräch mit der Bürgerinitiative deutlich gemacht, dass der letzte SED-OB Wolfgang Berghofer für die SPD als Kandidat nicht in Frage komme. Von Initiativen-Sprecherin Christian Filius-Jehne war Ähnliches zu hören. Volkmers Vize, SPD-Stadtausschusschef René Vits, hatte den DNN am Dienstag gesagt, dass Berghofer für den Ausschuss eine Alternative sei und er mit ihm Kontakt aufnehmen werde. "Er wollte vielleicht damit sagen, dass man herausfinden müsse, was Berghofer eigentlich will", äußerte sich Volkmer.
Die Grünen hatten sich bei einer Mitgliederversammlung deutlich hinter Stüdemann gestellt. Berghofer sei schon deswegen als Kandidat ungeeignet, weil er der CDU eine billige Polarisierung ermögliche. Stüdemanns Absage mochte Fraktionssprecherin Eva Jähnigen am Abend nicht kommentieren.
Der Dortmunder Oberbürgermeister Gerhard Langemeyer (SPD) hatte sich am Nachmittag zurückhaltend zur Kandidatur-Diskussion um seinen Kulturdezernenten geäußert. Stüdemann habe im Bewerbungsverfahren für seinen jetzigen Posten und auch jüngst wieder deutlich gemacht, dass er nicht kandidieren werde. "Es ist nicht meine Sache, mit Wohlwollen oder Sorge die Diskussion in Dresden zu betrachten", sagte er den DNN. Stüdemann müsse die Frage nach einer Kandidatur selbst beantworten. Was er am Abend tat.
(Stefan Alberti)

Karl Nolle im Webseitentest
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