Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 13.01.2014

SPD startet mit Hauen und Stechen um Listenplätze in den Wahlkampf - Dulig Spitzenkandidat / Jurk tritt zurück

 
Frankenberg. Bei der Landeswahlkonferenz der sächsischen Sozialdemokraten in Frankenberg schoben sich die Dresdner nach vorn und düpierten die Zwickauer. Damit fiel der Listenvorschlag des Landeschefs Martin Dulig deutlich durch, der trotzdem mit 89 Prozent als Spitzenkandidat bestätigt wurde. Gestern trat der Görlitzer Kreischef Thomas Jurk zurück.

Der Sonnabend im Frankenberger Stadtparkhaus wurde für Sachsens Sozialdemokraten länger als erwartet. Für den Zwickauer Mario Pecher wurde die Listenkonferenz für die anstehende Landtagswahl eine Hängepartie. Der 51-jährige Landtagsabgeordnete war zwar vom Landesvorstand auf den aussichtsreichen Platz sieben der Landesliste gesetzt worden, dann aber probte der Dresdner Kreisverband den Aufstand mit der Kampfkandidatur des 33-jährigen Albrecht Pallas. Der Dresdner SPD-Stadtrat gewann zur allgemeinen Überraschung die Abstimmung mit 53 Prozent - und ließ die Parteispitze erstmal ziemlich orientierungslos dastehen. Nicht nur der Regionalproporz musste somit neu durchgerechnet werden. Auch drohte die SPD-Landtagsfraktion mit Pecher einen versierten Finanzexperten zu verlieren.

Stundenlang verhandelte man hin und her. Dann räumte der Dresdner Christian Avenarius seinen 15. Listenplatz für Pecher, um, wie er sagte, "Zwickau nicht abzuhängen und einen verdienten Landtagsabgeordneten nicht im Regen stehen zu lassen". Für Pecher votierten 71 Prozent der 80 Delegierten. Wohl als Antwort auf das umstrittene Manöver ging die Dresdner Kreisverbandschefin Sabine Friedel auf dem zehnten Platz mit nur 66 Prozent aus der Abstimmung. Der Dresdner Harald Baumann-Hasske, Platz 16 der Liste, wunderte sich sehr, warum bei Sachsens SPD "schon Kampfkandidaturen zu Existenzkrisen" führen würden.

Das Hauen und Stechen um die Plätze brachte auch dem Landesvorsitzenden Martin Dulig einen Dämpfer. Trotzdem wurde er mit ganz ordentlichen 89 Prozent auf dem ersten Platz der Liste bestätigt. Dulig will als Spitzenkandidat Sachsens Sozialdemokraten bei der Landtags- wahl Ende August "raus aus dem 10-Prozent-Loch" holen. Seine Botschaft: Im Freistaat liegt für die SPD noch viel Potenzial brach. "Die meisten Sachsen denken sozialdemokratisch, wählen aber CDU", ist der 39-jährige Moritzburger überzeugt. Die Partei müsse sich auf das Thema Gerechtigkeit konzentrieren und damit die Leistungsträger mit geringem Einkommen ansprechen. Er wolle "Vertrauen in die Politik zurückgewinnen, denn unser größter Gegner ist nicht die CDU, sondern der Vertrauensverlust in die Politik", sagte Dulig. Das Team für die Wahl führen neben Dulig die Ex-Wissenschaftsministerin Eva Maria Stange auf Platz zwei (83 Prozent) und Generalsekretär Dirk Panter auf Platz drei (93 Prozent) an. Gefolgt von Petra Köpping (88) und dem Bautzener Stefan Brangs (85). Neu auf der Liste ist der Mügelner Bürgermeister Volkmar Winkler auf Platz 13 (94), der erstmals für die SPD in den Landtag will.
 
Aussichten auf Einzug ins Landesparlament haben auf der 59-köpfigen Liste die ersten 20 Plätze. 14 Kandidaten schafften es bei der letzten Wahl 2009. Von denen treten der Dresdner Karl Nolle und die Krostitzerin Liane Deicke nicht mehr an. Bereits ausgeschieden ist Ex-Wirtschaftsminister Thomas Jurk, der es im September in den Bundestag schaffte. Jurk trat gestern als Chef des Kreisverbands Görlitz zurück. Aus Ärger, weil infolge der Frankenberger Querelen der Görlitzer Kandidat Thomas Baum von Platz 16 auf 19 rutschte.

Von Christine Keilholz

Karl Nolle im Webseitentest
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