Dresdner Morgenpost, 13.01.2014
Tränen nach der Abstimmung: Bei der SPD flogen die Fetzen
Verschwörungstheorien und ‚unerträgliche Deals'
FRANKENBERG - Blut, Schweiß und Tränen: Die Sachsen-SPD hat auf einer emotionalen Delegiertenkonferenz ihre Kandidatenliste für die Landtagswahl aufgestellt. Zurückbleiben verletzte Gefühle und regionale Befindlichkeiten. Ex-Minister Thomas Jurk trat gar als Görlitzer Kreis-Chef zurück.
Die Sachsen-SPD will raus aus dem Tal der Tränen, bei der Landtagswahl Ende August deutlich besser als 2009 abschneiden- damals kam sie nur auf 10,4 Prozent. Dafür wählte sie Partei- und Fraktions-Chef Martin Dung (39) als, Spitzenkandidat mit gutem Ergebnis auf Listenplatz eins.
Die zehnstündige Abstimmung über die weiteren Plätze verlief dagegen turbulent Duligs Vorschläge gingen nicht immer durch. Die ersten 20 Plätze gelten als aussichtsreich. Für Wirbel sorgten vor, allem offenkundige Absprachen, Dresdner Kandidaten auf aussichtsreicheren Plätzen als vorgesehen zu hieven. Und dies gelang: Der Dresdner Polizist Albrecht Pallas (33) eroberte Platz sieben - dort war eigentlich der altgediente Zwickauer Abgeordnete Mario Pecher(51) vorgesehen.
Sofort machten Verschwörugstheorien die Runde. Pecher-Unterstützerin Eva-Maria Stange (56) brach in Tränen aus: „Ohne inhaltliche Gründe wurde gegen.ihn kandidiert." Weil auch der Dresdner Anwalt Harald Baumann-Hasske (56) erfolgreich nach vorne drängte (Platz 16 statt 32), geriet der regionale Proporz ins Wanken - kleinere Kreisverbände sind stinksauer. Nicht nur Görlitz fühlt sich untergebuttert „Da sind Deals im Hintergrund gelaufen, die unerträglich waren", grollte Ex-Wirtschaftsminister Thomas Jurk (51) wütend. Anlass genug für den Ex-Partei-Chef, gestern als Görlitzer Kreis-Chef hinzuschmeißen.
Immerhin: Für versöhnliche Momente sorgte ausgerechnet ein Dresdner. Oberstaatsanwalt Christian Avenarius (54) verzichtete am Ende auf einen Listenplatz, um die Lage zu retten. So ermöglichte er Mario Pecher Platz 15.
Von Juliane Morgenroth
