Karl Nolle, MdL

BILD-Zeitung Dresden, 29.11.2001

Nur wenn Porta darf, baut auch Infineon

Pikanter Investoren-Poker in Dresden
 
DRESDEN. Hurra! Infineon baut ein „Maskenhaus" in Dresden. Das sickerte - trotz höchster Geheimhaltung - jetzt durch. Es bedeutet weitere 500 Millionen Mark Investition in Dresden, weitere Arbeitsplätze. Nur schade, dass der Deal einen bitteren Beigeschmack hat...

Die Dresdner Stadträte fühlen sich von der Staatsregierung nämlich unter Druck gesetzt, damit es wieder kräftig in der Kasse eines dicken Freundes von Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (71, CDU) klingelt.

Infineon-Sprecher Ralf Heinrich sagt zwar noch: „Es wird darüber nachgedacht, ob wir in Dresden ein solches Maskenhaus erstellen." So, als sei noch nichts entschieden. Aber BILD erfuhr aus Insiderkreisen: Beim Chiphersteller sei schon alles klar. Das „Architekturbüro für Mikrochips" soll auf 60 000 Quadratmetern in Rähnitz gebaut werden. Ab August 2002 sei der Einbau der Anlagen geplant.
Eigentlich ein Grund zur Freude. Trotzdem will kein Offizieller drüber reden. An die Ansiedlung ist ein eigenartiges Geschäft gekoppelt: Das Gewerbegebiet Rähnitz gehört einer Firma des Biko-Freundes Max Schlereth aus Wien (auf seiner Yacht in Monaco machten Biedenkopfs Urlaub).

„Schlereth verlangt 200 bis 250 Mark pro Quadratmeter", sagt ein hochrangiger Ex-Mitarbeiter der Stadt. „Infineon wollte aber nur 100 Mark zahlen." Da präsentierte Schlereth das Möbelhaus Porto. Es wolle in Schlereths Airport-Park Rähnitz ein 40 000 Quadratmeter großes Möbelhaus errichten.
Doch Porta würde nie eine Baugenehmigung erhalten, weil der Stadtrat beschlossen hat: In Rähnitz wird nur produzierendes Gewerbe angesiedelt. Handel soll sich in der City, in Nickern oder Kaditz Mickten niederlassen.

„Doch Porta erklärte sich bereit, das Grundstück für Infineon mit zu kaufen", sagt der ehemalige Beamte. „Zum Preis, den Schlereth verlangt. Um es dann billiger an Infineon zu verkaufen." So würden über 20 Millionen Mark in Schlereths Kasse klingeln.

Es war nun nur nötig, die Stadt zu bewegen, den Bebauungsplan und den Flächennutzungsplan zu ändern. Beides ist bereits in Arbeit. Eberhard Lukas (48), Chef des Einzelhandelsverbandes: „Für den Einzelhandel eine Katastrophe!"

PDS-Stadträtin Christine Ostrowski: „Schon wieder sorgen Mitarbeiter der Staatsregierung dafür, dass es in der Kasse eines Biedenkopf-Freundes klingelt!"
(Dieter Schlüter)

Karl Nolle im Webseitentest
der Landtagsabgeordneten: