Karl Nolle, MdL

DNN, 04.12.2000

Kino soll weichen für weiteren Bahnhofseingang

Nolle: Stadt ist für Schließung verantwortlich
 
DRESDEN. Das Hauptbahnhofskino im Königspavillon soll nach DNN-Informationen ein weiterer Eingang zum Bahnhof und repräsentativer Zugang einer Einkaufspassage werden. Dieses Projekt und nicht etwa die Dachsanierung ist dem Vernehmen nach der eigentliche Grund dafür, dass Kinochef Manfred Krieger zum Jahresende die Kündigung erhalten hat. Bahn-Sprecherin Helga Kuhne mochte diese Eingaben nicht bestätigen, aber auch nicht dementieren.
Feierabend im Kino ist jetzt definitiv am 6. Dezember. Vergebens hoffte Krieger auf eine Fristverlängerung durch die Bahn wegen einer möglichen Verschiebung der 170 Millionen Mark teuren Dachsanierung (DNN berichteten).
Auf das Ende des 50 Jahre alten Bahnhofkinos im Königspavillons zu Gunsten der Einkaufspassage soll nicht die Bahn, sondern die Stadt mit ihrer Aufbaugesellschaft Prager Straße (AGP) gedrängt haben. Mit dieser Aussage kam SPD-Landtagsmitglied Karl Nolle aus einem Gespräch mit Sachsens Bahn-Chef Hans-Jürgen Lücking. Die Stadt wolle es sich nicht mit den Filmliebhabern verscherzen und habe die Bahn vorgeschickt, sagte Nolle den DNN. Bei einer Protestaktion waren laut Krieger über 7500 Unterschriften für den Erhalt des Kinos zusammengekommen. Die Schauburg und das Programmkino Ost hatten sich solidarisch erklärt. Nolle fordert nach dem Gespräch mit Lücking. dass
die Stadt Krieger am möglichen Ersatzstandort im Ostflügel des Bahnhofs unterstützt. Die Bahn hat dem Kinochef dort, an der St. Petersburger Straße gegenüber dem Haupteingang andere Räume angeboten. Krieger hält einen Umzug prinzipiell für möglich. Er verlangt aber von der Bahn, sich an den von ihm auf 600 000 bis 700 000 Mark geschätzten Umbaukosten zu beteiligen. In einem Brief an OB Herbert Wagner (CDU) schreibt Krieger: „Ich fühle mich von Ihnen im Stich gelassen."
Der Chef der Aufbaugesellschaft Prager Straße, Reinhard Martin, wies jegliche Vorwürfe zurück, sein Unternehmen sei für die Kino-Schließung verantwortlich. „Die Bahn AG macht mit dem Bahnhof, was sie will", sagte Martin, der Einflussbereich der AGP ende vor dem Gebäude. Krieger hatte auf einen Brief an die AGP keine Antwort erhalten. Martin sah keine Notwendigkeit zu einem Gespräch: „Krieger ist bei uns an der falschen Adresse." Nach seiner Darstellung hat die AGP den Kinobetreiber stets ordentlich behandelt und ihm ausgefallene Vorstellungen bezahlt, als 1998 vor dem Kino die Baugrube entstand.
Pikant ist die personelle Besetzung des Kino-Streits. Martin, von 1994 bis 1997 SPD-Stadtrat, macht Nolle bei den Sozialdemokraten die schon sicher geglaubte Kandidatur für die Oberbürgermeisterwahlen im nächsten Juni streitig. Genossen des Ortsvereins Plauen/Coschütz hatten ihn jüngst als zweiten Bewerber neben Nolle vorgeschlagen, der der Kandidat des SPD-Stadtausschusses ist.
(von Stefan Alberti)

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