Karl Nolle, MdL

DNN, 28.12.2000

Wozu brauchen wir Politiker?

Podiumsdiskussion im Societätstheater
 
DRESDEN (Eig. Ber.). Jene anarchischen Menschen unter uns, die manchmal im kleinen Kreis die Frage erörtern, wozu es überhaupt eine Regierung sowie Volksvertreter, vulgo Politiker, brauchen, haben wirklich nur zum Teil recht: Es ist zwar korrekt, dass zum Beispiel die Post noch nie, noch nicht einmal in ihren Glanzzeiten, einen Postminister benötigt hat, um unsere Briefe verspätet zuzustellen, und dass ein deutscher Amtsrichter zur leidenschaftslosen Ausstellung der Strafbefehle nicht wissen muss, wie die Bundesjustizminister heißt (wie heißt er/sie denn gleich wieder?). Nur sind das alles noch keine Argumente für die Unentbehrlichkeit jeglicher Politiker. Die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit ist nämlich, dass wir ohne unsere Politiker den Alltag schlicht und einfach nicht bewältigen würden. In Bayern beispielsweise war einmal, völlig unvermutet zum Jahresende, die große Kälte (damit ist nicht die soziale gemeint) ausgebrochen und wie das Volk da so frierend und ratlos von einem Fuß auf den anderen hüpfte, verkündete die Staatsregierung in ihrer unendlichen Weisheit in einem Amtsschreiben, wie wichtig es sei, bei dieser Kälte unseren Kindern "warme Kleidung, ohrenbedeckende Mützen sowie Handschuhe" anzuziehen - es war also der Weitblick der Politiker, der bewirkte, dass das bayerische Staatsvolk nicht ein ähnliches Schicksal ereilte wie die Mammuts in Sibirien. Hätte Ötzi einen Volksvertreter an der Seite gehabt, er wäre nicht erfroren - so viel steht jedenfalls mal fest! Und auch unsere Sächsische Landesregierung, die von der Bayerischen so gerne das Siegen und Regieren lernt, weiß das ihr anvertraute Staatsvolk sicher durch die Stürme des Lebens zu (ver?)schaukeln, oder?
Insofern überrascht unsereinen dann schon die Nachricht, dass am 14. Januar, 16 Uhr in der Reihe "Salon am Sonntag" zu einer Podiumsdiskussion mit dem Titel "Wozu brachen wir eigentlich Politiker. Sind die Parlamente überflüssig?" ins Societätstheater eingeladen wird. Zu Gast sind Werner Patzelt, Politikwissenschaftler an der TU Dresden, und Karl Nolle, Unternehmer und Landtagsabgeordneter. Gehen Sie hin - so kann Ihnen jedenfalls dann keiner vorwerfen, es habe an Ihnen gelegen, dass die Spezies "Homo Politicus" (Kennzeichen: aufrechter Gang, weiches Rückgrat, breiter Hintern) mangels Volkesliebe verkümmert ist.
(von Christian Ruf)

Karl Nolle im Webseitentest
der Landtagsabgeordneten: