Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 14.04.2018

Abschied von der Sachsen LB

 

Die Landesbank Baden-Württemberg vereinfacht ihre Struktur. Dazu löst sie die Sachsen Bank auf, die sie nach der Finanzkrise übernommen hatte.

Leipzig. Gut zehn Jahre nach dem Beinah-Kollaps der sächsischen Landesbank werden die letzten Kapitel des Dramas jetzt geschlossen: Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), die das angeschlagene sächsische Geldhaus 2007 in letzter Not gekauft hatte, hat seit 1. April ihre Tochtermarke „Sachsen Bank“ aufgelöst. Zwar steht der Name derzeit noch über der Eingangstür in Leipzig, doch die Bank firmiert künftig unter den Namen ihrer Mutter: LBBW für Firmenkunden und BW-Bank für Privatkunden, sagt Regionalvorstand Oliver Fern. Grund für die Abwicklung sei eine Straffung des bundesweiten Markenauftritts. Auch die LBBW-Tochter in Rheinland-Pfalz solle umfirmieren. Der Regionalvorstand werde aber in Leipzig bleiben. „Die Region Mitteldeutschland ist ein Wachstumsmarkt, dem in der LBBW große Bedeutung beigemessen wird“, sagte Fern. „Leipzig wird ein Zentralstandort bleiben.“

Die Bank beschäftigt derzeit an sechs Standorten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen rund 320 Mitarbeiter. Die LBBW wolle auch vor Ort bleiben und weiter wachsen, betonte Fern. Schon von 2010 bis 2017 sei der Umfang der Kredite für Unternehmen in Mitteldeutschland um 150 Prozent gestiegen. Mittlerweile betrage das gesamte Kreditvolumen im Osten 2,2 Milliarden Euro. „Wir wollen unsere Kunden bei einem nachhaltigen Wachstum begleiten“, so Fern. Zudem werde er künftig von Leipzig aus das Bankgeschäft in Bayern und in großen Teilen Österreichs mit verantworten. Die LBBW mit 10 000 Beschäftigen und einem Ergebnis von 515 Millionen Euro könne auch große Summen bewegen und international agieren. So seien sächsische Firmen bei ihren Werksansiedlungen in den USA und in Mexiko unterstützt worden. Die LBBW erwartet 2018 in Sachsen ein Wirtschaftswachstum um 2,1 Prozent.

Im August 2007 war die einstige Landesbank „Sachsen LB“ durch Fehlspekulationen*** am internationalen Finanzmarkt an den Rand der Zahlungsunfähigkeit geraten und an die Landesbank Baden-Württemberg notverkauft worden. Für drohende Ausfälle der Wertpapiere hat der Freistaat damals Rücklagen von 2,75 Milliarden Euro gebildet. Rund 1,86 Milliarden Euro aus diesem Garantiefonds hat der Freistaat bisher tatsächlich zahlen müssen. Allerdings konnten Ende vorigen Jahres die übrigen Wertpapiere fast vollständig an internationale Investoren verkauft werden, wie Finanzminister Matthias Haß mitteilte. Damit verbleibe nur ein geringer Restbestand, der ebenfalls „zeitnah“ veräußert werden solle. Im Garantiefonds für die Bank-Risiken liegen nun noch 880 Millionen Euro. Der größte Teil davon dürfte dem Freistaat bald wieder zur freien Verfügung stehen. (heit)
 

*** Bemerkung Karl Nolle
Die SachsenLB war wegen riskanter Geschäfte mit US-Hypotheken Papieren im Sommer 2007 in die Schieflage geraten und später per Notverkauf an die LBBW gegangen. 2017 überwies die Landesbank zum letzten Mal eine Garantieprovision in Höhe von 61 Millionen € für den Risikoschirm des Landes Baden-Württemberg die Zahlungen sind ab sofort hinfällig, weil die LBBW im Dezember 2017 praktisch alle verbliebenen problematischen Wertpapiere der SachsenLB abgestoßen hatte.