Karl Nolle, MdL

FAKTuell - Die Online-Zeitung, 23.11.2001

Innenminister Klaus Hardrath am Pranger

Keine Ruhe in Dresden, keine Pause für Biedenkopf und Hardrath am Pranger
 
DRESDEN. Der Skandal um die illegalen Vergünstigungen der Biedenkopfs geht weiter. Nun sieht es so aus, als hätte Biedenkopf seinen fähigsten Minister, Klaus Hardrath, in die Schusslinie von Sachsens Saubermann Nolle bugsiert.

Die Ein-Mann-Putzkolonne Nolle wirbelt weiter kräftig Dreck und Staub auf. Mit dem gleichen freundlichen Lächeln wie Meister Proper, und so intensiv, wie der das in der TV-Werbung verspricht.

Dass in den Regierungsstuben von Ministerpräsident Biedenkopfs Regierung immer mehr Dreckecken zum Ausmisten gefunden werden, macht den Unterschied aus. Während Meister Proper stolz verkündet "Mit einem Wisch ist alles weg!", steht Nolle nach jedem "Wisch" vor neuen verkrusteten Schmutzecken.

Weil Karl Nolle nicht resigniert, die Ärmel aufkrempelt und mit dem berühmten optimistischen Meister-Proper-Lächeln weiterfegt, haben ihm schon vor ein paar Monaten einige Sachsen die "golden Bürste am Band" verliehen. In der Hoffnung, "dass Sie damit besser in die Ecken kommen".

Mit den Ecken haben sie es alle, wenn Nolle sich lautstark zu Wort meldet. Biedenkopf möchte ihn gern in die Ecke "persönlicher Feind" stecken. Das wäre bequem, weil man Karl Nolle dann als Spinner verkaufen und davon ablenken könnte, dass es Biedenkopfs Dreck ist, den er da aufwirbelt. (Siehe auch: Nestbeschmutzer)

Strafanzeige: Jetzt hat Nolle herausgefunden, dass Innenminister Klaus Hardrath seinem Chef gefällig gewesen sein soll, und wie zuvor bei Biedenkopf, Eggert und de Maiziere nun auch Strafanzeige gegen den Sächsischen Innenminister wegen Verdachts der Untreue zum Nachteil Sachsens erstattet. Es geht um eine seltsam anmutende Reduzierung der Kosten für die jahrelange illegale private Nutzung der Fahrbereitschaft durch Ingrid Biedenkopf, die im Rahmen des Biedenkopfchen Mietskandals an das Tageslicht kam.

Nolle: So bleiben für die private Nutzung der Fahrbereitschaft von ursprünglich 22.241 DM nur noch ganze sage und schreibe 1.723 DM für 7,5 Jahre private Nutzung durch Ingrid übrig, obwohl die eigenen Beamten und die zwischen dem Innen- und Finanzminister sowie Staatskanzlei erfolgten Abstimmung (30.5.) ganz andere Beträge errechnet hatten.

Hardrahts Rabatt für Ingrid Biedenkopf war somit DM 20.518 DM - ganz zu schweigen von den unter den Tisch gefallenen regelmäßigen Fahrten zum Einkaufen in die Pragerstrasse, zur Fußpflege in den Salon “Neue Linie” Fiedlerstrasse, ihre regelmäßigen Krankenbesuche in der Bavariaklinik-Kreischa, sowie die ca. 100 Abholfahrten der Enkel vom Kindergarten, sowie, wie mir Fahrer berichtet haben, ständige Hol- und Bringdienste mit der schwarzen Dienst-Taxe incl. Mehlholen von Aldi zum Kuchenbacken und Abholen von Mittagessen von der Staatskanzleikantine und zur Tochter bringen - über Jahre alles mit Dienstwagen und Bodyguards.

Die Argumentation Nolles und seine Berechnung überzeugt.
Biedenkopf scheint auf dem besten Weg, nun auch noch seinen besten Mann zu diskreditieren. Bisher stand Hardrath für seriöse bürgernahe Politik. Kein anderes Mitglied aus Biedenkopfs Regierung hat soviel Ansehen in der Bevölkerung und selbst bei den politischen Gegnern sammeln können. Sollte sich der Vorwurf Nolles bestätigen, und alles sieht danach aus, hätte Sachsens CDU den letzten glaubwürdigen Minister verloren.
(Christopher Ray)