Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 24.12.2001

Weihnachtspost: Wo bleibt die Karte zum Fest?

Behörden schicken ihre Grüße per Fax und E-Mail
 
Dresden. Im traditionsbewussten Weihnachtsland Sachsen verändert sich etwas: Immer mehr Behörden und Ministerien verzichten auf Karten zum Fest - und schicken ihre Grüße stattdessen per Fax oder EMail. Die unkomplizierten Kommunikationsformen sorgen für Schmunzeln.

Wohl bestes Beispiel: das Kultusministerium. Ressortchef Matthias Rößler (CDU) grub rückblickend auf das Jahr der Sprachen ein nicht ganz ernst gemeintes „Weihnachts-Poem" aus, das er per Fax in die Redaktionsstuben schicken ließ. Kostprobe aus der multilingualen Lyrik: „Then the childrenlein are coming, candle-wachs is abwärts running, Bing of Crosby Christmas sings, while the Towerglocke rings."

An Innovation getoppt wurde der sprachbegabte Sachse nur von seinem Kabinettsspezi Kajo Schommer. Der technologiefreundliche CDU-Wirtschaftsminister setzt auf Elektropost und will Journalisten künftig O-Töne zum "downloaden" mailen. Ein Test verlief nach Ministeriumsangaben erfolgreich. Der sächsische Lokalrundfunk soll auf diese Weise wirtschaftsministerielle Weihnachtsworte zu Schommers Festplänen erhalten haben.

Subtile Form der Rache?

Egal ob Regierungsressorts, Polizeistellen oder Verbände - immer häufiger wird auf den Erwerb von Festtagskarten verzichtet und der kostengünstigere Griff zur Fax- oder Maustaste bevorzugt. Ob dies aus Regierungssicht eine subtile Form der Rache am Dresdner Druckerei-Unternehmer Karl Nolle ist, war so kurz vor den Feiertagen nicht mehr zu recherchieren. Möglicherweise würde sich der eine oder andere auf der Kabinettsbank über Umsatzeinbußen des SPD-Mannes freuen. Immerhin gelang es dem „Ehren-Juso", Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) wegen Miete, Dienstwagen und Ikea öffentlichkeitswirksam anzuprangern.

Wie immer anders gibt sich die PDS. Deren Sprecher schrieb zwar feine Weihnachtskarten individuell und höchstpersönlich, betätigte zeitnah aber den Fax-Knopf. Inhalt des Papiers: Die Postsozialisten haben von den kapitalistischen Finanzämtern gelernt und wie jene den Weihnachtsfrieden ausgerufen. Über die Feiertage will die PDS „Freunden und Gegnern" sowie sich selbst „Muße für die Dinge des Le-bens gönnen, die wichtiger als Politik sind". (ddp)
Von Thilo Alexe